: Juliane Lauterbach
: Windeln, Wahnsinn, Wochenbett Das verflixte erste Babyjahr
: Edel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783841907516
: 1
: CHF 12.20
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: Schwangerschaft, Geburt, Säuglinge
: German
: 208
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Juliane Lauterbach, Journalistin und selbst Mutter, befasst sich in WINDELN, WAHNSINN, WOCHENBETT kurzweilig und mit sehr ansprechender Situationskomik mit Müttern in ihrem ersten Jahr mit Kind. In 12 Geschichten aus dem wahren Leben - für jeden Monat des ersten Jahres eine - zeigt sie, wie verrückt, verwirrend und schwer das erste Jahr mit Baby manchmal sein kann. Dabei stellt das Buch einen dringend benötigten Gegenpol zu den zahlreichen Schönfärbe-Ratgebern dar, die den Markt bevölkern. Indem die Autorin humorvoll aufzeigt, mit welchen alltäglichen Problemen und teils skurrilen Situationen die Frauen konfrontiert sind, verschafft sie gestressten Müttern Erleichterung und relativiert die hohen Ansprüche, die diese oft an sich stellen. Die Wahrheit über die vielfältigen Sorgen, Probleme und Stolpersteine des neuen Alltags mit Baby wird ehrlich ausgesprochen und damit der Druck, den die Gesellschaft mit Aussagen à la: 'das ist doch die glücklichste Zeit' ausübt, erheblich gemildert. Eine hilfreiche Vorbereitung in der Schwangerschaft und ganz sicher ein Anker in den ersten verrückten Monaten mit dem ersten Säugling.

Juliane Lauterbach, Jahrgang 1984, gebürtige Friesin mit nordrhein-westfälischen Wurzeln, arbeitet als Redakteurin für das Hamburger Abendblatt. Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, in dem die Kinderdichte besonders hoch ist und die Helikopter-Muttis besonders tief kreisen.

Februar. Wandertage


Nur ein kleines Loch zum Atmen hat sich Maria in ihrer Höhle gelassen. Sie will ja niemanden wecken. Es ist 3.45 Uhr in der Nacht und Maria liest auf dem Handy unter der Decke, wie so oft in letzter Zeit. Sophia ist gerade wieder neben ihr eingeschlafen, nachdem Maria ihr die Flasche gegeben hat, ihr Mann Jan liegt am äußersten Rand des Bettes und es klingt, als ob auch er gerade eben eingeschlafen sei.

Manchmal, wenn sie so daliegt zwischen ihrer kleinen neuen Familie, stellt sie sich vor, wie das wohl von oben aussieht. Im Film geht die Kamera ja manchmal hoch und zeigt Vater, Mutter und Kinder, die kreuz und quer gemeinsam im Bett liegen, Arme und Beine so verknotet, dass unklar ist, wem die Gliedmaßen jeweils gehören. Dass dabei alle selig schlafen, versteht sich von selbst. Sie mochte diese Bilder immer.

Und jetzt versucht sie, in ihrer Erinnerung alle diese Szenen durchzugehen, aber sie ist sich ziemlich sicher, dass in den Filmen nie ein leeres Beistellbett danebensteht, in dem das Kindeigentlich schlafen sollte. Bei ihnen schon.

Maria und Jan hatten das Beistellbett noch vor der Geburt von ihren Freunden Richard und Beate übernommen. „Das ist wirklich ein super Bett. Unsere Tochter hat es sehr geliebt“, haben sie gesagt. Ihre Tochter sei nur leider rausgewachsen. Da sie das Bett aber immer pfleglich behandelt hätten, sei es im Grunde noch fast wie neu.

Jan baute es neben ihrem Ehebett auf, Maria legte noch ein kleines Kissen dazu, auf das sie den Namen Sophia gestickt hatte, und bezog auch das Ehebett mit neuer Bettwäsche. Am ersten Abend, den sie nach der Geburt im Krankenhaus zu Hause verbrachten, legten sie Sophia in das Beistellbett und zogen die Spieluhr auf. Jan und Maria stellten sich neben das Bett, schauten ihre Tochter eine Weile versonnen an und legten sich dann in ihr Ehebett, das erste Mal wieder Arm in Arm und vor allen Dingen ohne einen dicken Bauch dazwischen. Das war einfach herrlich. Ganze fünf Minuten lang zumindest.

Denn dann zeigte Sophia mit all den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, dass sie nicht in ihrem Bett liegen wollte. Und ihre Mittel waren relativ begrenzt: Sie brüllte. Und so nahmen Jan und Maria ihre Tochter zu sich in ihr Ehebett und legten sie erst zurück in das Beistellbett, als sie eingeschlafen war. Doch Sophia fing sofort wieder an zu brüllen und so verbrachte ihre Kleine ihre erste Nacht zu Hause zwischen Mama und Papa im Ehebett. „Wir machen mal eine Ausnahme“, flüsterte Jan, bevor sie einschliefen. Und Maria sagte Ja, obwohl sie nicht daran glaubte.

Am zweiten Abend versuchten sie es erneut und auch am dritten und am vierten. Jedes Mal wurde das Umbetten zur Ausnahme erklärt, mal von Jan, mal von Maria. Und irgendwann wurde die Ausnahme zur Regel, ohne dass es von irgendjemandem dazu erklärt wurde. Und Maria findet es im Grunde auch nicht weiter schlimm. Im Gegenteil, eigentlich findet sie es insgeheim sogar ganz schön.

Ihr Schlaf ist ohnehin wacher geworden, und nicht nur Sophia schläft schneller wieder ein, wenn sie neben ihr liegt, sondern auch Maria. Einmal kurz horchen und fühlen, Kind atmet, Kind ist trocken, Kind schläft. Weiterpennen.

Und sie wünschte, Jan könnte das auch. Aber sie hört jede Nacht, dass er es nicht kann. Und sie weiß, dass er sich das alles anders vorgestellt hat. Wie genau, dass weiß sie allerdings auch nicht, weil Maria und Jan nicht besonders gut sind im Sachen-Besprechen. Also im Große-Sachen-Besprechen. Das haben sie noch nie gekonnt. Meistens warten sie einfach so lange, bis sich das Thema, das man besprechen sollte, irgendwie von alleine erledigt hat. In diesem Fall wäre das jedoch vielleicht die falsche Taktik, glaubt Maria. Die anderen Mütter in den Foren sagen jedenfalls, dass es noch dauern könnte, bis Sophia in ihrem eigenen Bettchen schläft.

Maria und Jan, das Gutwetterpaar – so hatte Marias beste Freundi