: Mark Twain
: Die Abenteuer des Huckleberry Finn
: epubli
: 9783752978421
: 2
: CHF 0.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 329
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Huckleberry Finn, genannt Huck, ein Freigeist ohne Heimat und Familie, erlebt neue aufregende Abenteuer. Huck lebt einsam, aber zufrieden auf einer unbewohnten Insel im Mississippi. Als er auf den Sklaven Jim trifft, der seiner Besitzerin weggelaufen ist, weil sie ihn verkaufen will, beginnt eine aufregende Flucht auf dem Mississippi Richtung Ohio, wo Jim in Freiheit leben kann. Die Abenteuer des Huckleberry Finn, die Fortsetzung der Abenteuer des Tom Sawyer, eins der bekanntesten Kinderbücher der Weltliteratur.

Mark Twain, bürgerlich Samuel Langhorne Clemens, geboren am 30. November 1835 in Florida, Missouri und gestorben am 21. April 1910 in Redding, Connecticut, war ein amerikanischer Schriftsteller. Weltweite Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine Erzählungen über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Sein Stil ist geprägt durch detailgenaue gesellschaftskritische Beobachtung und Schilderung von alltäglichem Rassismus und Verlogenheit amerikanischer Verhältnisse.

2. Kapitel


Die Jungen entwischen Jim! –Tom Sawyers Räuberbande – Finstre Pläne!


Wir schlichen auf den Fußspitzen den kleinen Pfad hinab, der unter den Bäumen hin zur Rückseite des Gartens führt, wobei wir den Kopf ständig bücken mußten, um nicht von den Zweigen getroffen zu werden. Gerade als wir an der Küchentür vorüber wollen, muß ich natürlich über eine Wurzel stolpern und hinfallen, wodurch ein kleines Geräusch entstand. Jetzt hieß es still liegen und den Atem anhalten! Miss Watsons Nigger Jim saß an der Tür; wir konnten ihn ganz gut sehen, weil das Licht gerade hinter ihm stand. Er steht auf, streckt den Kopf heraus, horcht eine Minute lang und sagt dann: »Wer's da?«

Dann horcht er wieder, und – jetzt schleicht er sich auf den Zehenspitzen heraus und steht gerade zwischen uns, ich hätte ihn zwicken können, wenn ich gewollt hätte. Er steht, und wir liegen still wie die Mäuse, und so vergehen Minuten auf Minuten. An meinem Fuß fängt's an mich zu jucken, und ich kann mich nicht kratzen. Jetzt juckt's am Ohr, dann am Rücken, gerade zwischen den Schultern, es ist zum Tollwerden! Warum's einen nur immer juckt, wenn man nicht kratzen kann oder darf! Darüber hab' ich oft nachgedacht seitdem. Entweder wenn man bei feinen Leuten ist, oder bei einem Begräbnis, oder wenn einen der Lehrer was fragt, oder in der Kirche, oder wenn man im Bett liegt und will schlafen und kann nicht, kurz, wenn man irgendwo ist, wo man nicht kratzen kann und darf, da juckt's einen gerade erst recht an hundert verschiedenen Stellen.

Endlich sagt Jim: »He da, wer 's da? Ich mich lassen tothauen, ich haben was gehört! Aber Jim sein nicht so dumm! Jim sitzen hier hin und warten!«

Und damit pflanzt er sich gerade zwischen mich und Tom auf den Boden, lehnt den Rücken an einen Baum und streckt die Beine aus, daß das eine mich beinahe berührt. Jetzt beginnt mein Juck-Elend von neuem. Erst die Nase, bis mir die Tränen in den Augen stehen, ich wage nicht zu kratzen, dann allmählich jeder Körperteil, bis ich nicht weiß, wie ich stillhalten soll. Fünf, sechs Minuten geht das Elend so weiter, mir scheinen's Stunden. Ich zähle schon elf verschiedene Orte, an denen 's mich juckt. Gerade als ich denke, nun kannst du's aber nicht mehr aushalten, höre ich Jim tief aufatmen, dann schnarchen und – ich bin gerettet.

Tom gab mir jetzt ein Zeichen, er schnalzte leise mit den Lippen, und wir krochen auf allen vieren davon. Vielleicht zehn Fuß weit entfernt hielt Tom an und flüsterte mir zu, er wolle Jim zum Spaß am Baum festbinden. Ich sagte nein, ich wo