KAPITEL EINS
Riley Page sah aus dem offenen Fenster ihres Stadthauses. Es war ein angenehmer Frühlingstag, einer dieser Tage mit singenden Vögeln und blühenden Blumen. Die Luft roch klar und frisch. Und doch zog eine lauernde Dunkelheit an ihr.
Sie hatte das seltsame Gefühl, dass all diese Schönheit schrecklich zerbrechlich war.
Deshalb hielt sie ihre Hände locker an ihrer Seite, als wäre sie in einem Porzellanladen und eine einzige falsche Bewegung könnte etwas Schönes und Teures zerbrechen. Oder vielleicht war dieser perfekte Nachmittag nur eine hauchdünne Illusion, die bei der kleinsten Berührung zerfallen würde, um zu enthüllen …
Was? fragte Riley sich.
Dass die Dunkelheit eine Welt voll Schmerz und Angst und Bösem war?
Oder dass die Dunkelheit in ihrem eigenen Verstand existierte – eine Dunkelheit von zu vielen hässlichen Gedanken und Geheimnissen?
Eine Mädchenstimme unterbrach ihre Gedanken.
"Woran denkst du, Mom?"
Riley drehte sich um. Ihr wurde klar, dass sie für einen Moment die anderen Menschen in ihrem Wohnzimmer vergessen hatte.
Jilly hatte sie angesprochen, das schlaksige dreizehn Jahre alte Mädchen, das Riley gerade versuchte zu adoptieren.
"Nichts Besonderes", erwiderte Riley.
Ihr gut aussehender ehemaliger Nachbar Blaine Hildreth lächelte sie an.
"Du schienst auf jeden Fall weit weg zu sein", sagte er.
Blaine war gerade mit seiner Tochter Crystal angekommen.
Riley sagte,"Ich nehme an, ich habe mich gefragt, wo April ist."
Es bereitete ihr Sorgen. Rileys fünfzehnjährige Tochter war noch nicht von der Schule nach Hause gekommen. Wusste April nicht, dass sie bald zum Abendessen in Blaines Restaurant gehen wollten?
Crystal und Jilly grinsten sich schelmisch an.
"Oh, sie wird bald hier sein", sagte Jilly.
"Ich wette, sie kommt jede Minute", fügte Crystal hinzu.
Riley fragte sich, ob die Mädchen etwas wussten, das ihr entgangen war. Sie hoffte, dass April nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte. April hatte eine rebellische Phase durchgemacht und vor einigen Monaten fürchterliche Traumata durchlebt. Aber es schien ihr jetzt viel besser zu gehen.
Dann sah Riley die anderen an und fühlte einen schuldigen Stich.
"Blaine, Crystal – ich habe euch noch gar nichts zu Trinken angeboten! Ich habe Ginger Ale da. Und einen Bourbon, wenn du magst, Blaine."
"Ginger Ale wäre nett, danke", sagte Blaine.
"Für mich auch bitte", sagte Crystal.
Jilly schickte sich an, von ihrem Stuhl aufzustehen.
"Ich hole welches", sagte Jilly.
"Oh, nein, lieb von dir", sagte Riley."Aber ich mache