Sprache dient uns im Alltag also (vor allem) zur Kommunikation, das heißt in erster Annäherung, sie dient der gezielten VermittlungInformation und KommunikationvonInformation. Der Begriff dersprachlichenKommunikation steht damit im Zentrum des Sprachgebrauchs. Nähern wir uns diesem Begriff eher deskriptiv an (und verweisen hier nur nebenbei auf komplexe Modelle wie das Organon-Modell von Bühler 1934 oder das Sender/Empfänger-Modell von Shannon & Weaver 1949), indem wir eine nicht untypische Situation betrachten: Erna ist bei Lisbeth zu Besuch. Lisbeth bietet ihr zunächst einen Platz an und fragt dann:
Abb. 2.1: Eine typische Kommunikationssituation. – © Julia Stark
Halten wir zunächst das (mehr oder weniger) Offensichtliche fest: Kommunikation erfolgt typischerweise zwischen zwei oder mehreren Kommunikationspartnern,Sprecher und AdressateinemSprecher (in unserem Fall Lisbeth) und einem (oder mehreren)Adressaten (in unserem Fall Erna). Die Unterscheidung zwischen Sprecher und Adressat bildet dabei die Basis für die Unterscheidung zwischen[14](sprecherseitiger)Sprachproduktion und (adressatenseitiger)Sprachverarbeitung in der Psycholinguistik.
Der Sprecher äußert in der fraglichen Situation (derÄußerungssituation) einen sprachlichen Ausdruck (in unserem Fall »Eine Tasse Kaffee?«) mit einem bestimmtenkommunikativenZiel, das heißt, er verfolgtKommunikative Intention und kommunizierte InformationeinekommunikativeIntention (Absicht). Der Adressat hört und verarbeitet diese Äußerung und kommt am Ende dieses Prozesses zu einer begründeten Hypothese darüber,warum der Sprecher diesen sprachlichen Ausdruck geäußert hat undwas er ihm, dem Adressaten, mit dieser Äußerung sagen möchte. (In unserem Fall wäre das die Annahme, dass Lisbeth mit ihrer Äußerung Erna eine Tasse Kaffee anbieten möchte.) Entspricht das, was der Adressat auf diese Weise verstanden hat, im Wesentlichen dem, was der Sprecher tatsächlich kommunizieren wollte, dann sprechen wir vonerfolgreicher Kommunikation.
Ein Sprecher hat mit seiner Äußerung eine bestimmte Information (erfolgreich)kommuniziert, wenn (i) der Sprecher diese Information kommunizieren wollte und (ii) der Adressat aufgrund der Äußerung (und weiterer Überlegungen) auch annimmt, dass der Sprecher ihm genau diese Information kommunizieren wollte.
Bei diesem adressatenseitigen Verstehensprozess muss man nun offenbar zwei Ebenen der Kommunikation unterscheiden. Ausgangspunkt der Hypothesenbildung ist natürlich das Verstehen der sprachlichen Äußerung selbst: Die Äußerung besteht aus einzelnen Wörtern mit einer (mehr oder weniger) festen und gelernten Bedeutung. Diese einzelnen Wortbedeutungen verbinden sich in der Äußerung zu einer komplexen Bedeutung. In diesemSprachlich kodierte InformationSinnekodiert der komplexe Ausdruck sprachlich eine bestimmte Information: Die Ä