„Nicht einverstanden“ – wie ist dieser Titel als Motto eines Rückblickes auf das eigene Leben als Laientheologe und Ethiker gemeint? Ein Rückblick ist gleichsam ein historischer Blick, das eigene Leben dient dabei als Seismograph, d. h. als eine Sonde der Erkundung. „Nicht einverstanden“ ist daher nicht nur subjektiv gemeint. Schon gar nicht bedeutet es eine persönliche Unzufriedenheit. Ich blicke auf ein erfülltes Leben zurück und habe noch einiges vor, wenn mir die Zeit dafür gegeben ist. Also meint „nicht einverstanden“ eine Bilanz im Umgang mit Institutionen, Einstellungen und Handlungen, die – nicht nur bei mir, sondern auch bei Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Erfahrungen – Kritik und Protest, aber auch alternative Vorschläge hervorgerufen haben. Gemeint sind damit auch Zustände in Kirche und Gesellschaft, die sich ändern ließen oder lassen, wenn Reformwille, Einfallsreichtum und Gestaltungskraft zusammenkommen. Der Blick auf die katholische Kirche, die manchmal einem großen, ziemlich unbeweglichen Tanker auf dem Trockendock (nach Alfons Auer) gleicht, ist genereller und zugleich existentieller. Kirche trägt ein frommer Katholik wie ein Hemd am Leibe, die Gesellschaft ist der Rock darüber. In gesellschaftlichen Entwicklungen und Entscheidungen ist daher mein Blick auf die ethische Seite von Entscheidungen und Entwicklungen gerichtet, vor allem insoweit ich diese aus der Nähe mit verfolgen konnte und mich entsprechend engagiert habe. Freilich beschreibe ich auch in meinen Erinnerungen einen „Durchbruch“, dessen Überwindung von Einschränkungen heute nicht mehr in der gleichen Intensität erfahren werden kann. „Laien“ – eine hier nur im katholischen Kontext verständliche Bezeichnung von Theologinnen und Theologen – bilden heute die Mehrheit der Professorinnen und Professoren an Katholisch-Theologischen Fakultäten mit Priesterausbildung oder ohne diese. Dies schien, als ich mich 1963 entschloss, Theologie zu meinem Lebenspfad zu machen, noch gar nicht denkbar. Es gab, soweit meine Kenntnis reicht, einen Laien als Patristiker (Norbert Brox) in Regensburg. Frauen, die wie Elisabeth Gössmann und Elisabeth Schüssler als Theologinnen unterwegs waren, konnten eher anDivinity Schools im Ausland als Professorinnen etabliert werden. Indem ich diese Namen nenne, ist mir bewusst, dass ich nicht den Überblick über entsprechende Wege von Laien und „Laien-Frauen“, wie einige heute sagen, habe. Ich beschreibe aus Erfahrung eine Tür in der katholischen Kirche, die sehr zögerlich geöffnet wurde. Beim Hindurchdrängen durch die nur einen Spalt breit geöffnete Tür habe ich auch blaue Flecken davongetragen, die ich heute noch spüre, auch wenn ich an sie seltener erinnert werde. Nun ist es ja nicht so, als seien die grundsätzlichen Schwierigkeiten, die einerseits mit der Priesterbevorzugung und andererseits mit der – nicht überall gleichen – Enge des bischöfichen und des römischen Lehramtes gegeben waren, reine Vergangenheit. Sie reichen weiter in dieses Jahrtausend hinein. Einige Erfahrungen, insofern sie mich involvieren, werde ich mitteilen.
Nicht einverstanden zu sein schließt immer auch ein Einverständnis ein. Dieses Einverständnis kann sich – wie bei mir – z. B. auf Grundlagen des christlichen Glaubens und/oder auf die freiheitliche Demokratie und den Sozialstaat beziehen. Dieses Einverständnis kann sich zugleich nach vorn auf Möglichkeiten richten, die unter gegenwärtigen Herausforderungen diese Grundlagen tragfähiger und zukunftsoffener gestalten könnten. Besonders einverstanden bin ich z. B. mit dem T