Bei der Therapeutin sieht es aus wie damals, selbst die Therapeutin sieht aus wie damals, »gut sehen Sie aus«, sagt sie zu Anna.
Anna hat angefangen abzunehmen, als sie aufgehört hat, abnehmen zu wollen, aufgehört hat zu hungern, aufgehört hat darüber nachzudenken, was sie essen soll, angefangen hat zu essen, was immer sie will.
»Es hat lange gedauert, bis Sie mir vertraut haben«, sagt die Therapeutin, als Anna sie fragt, wie sie damals war, »Sie haben niemandem vertraut.«
Anna denkt ans Ende, es ist leichter am Ende zu beginnen als am Anfang. »Du warst die Letzte, die den Opa lebend gesehen hat«, hört sie in ihrem Kopf, wenn sie an den Anfang denkt. Wenn sie an den Anfang denkt, dann sieht sie Erbsenreis auf Asphalt und den Rettungswagen, sie sieht die Oma vor einem Teller mit Kaffee und Sterz, sie sieht die Oma vor einer Schüssel mit Kartoffelsalat und Gurken, die Oma vor einer Schüssel mit Schlagsahne, sie sieht die Oma auf der Klomuschel sitzen, sie hört ihre eigene Stimme, »versprich mir, dass du wiederkommst, versprich es mir«, sie sieht die Oma im Vorzimmer umfallen und wie die Sanitäter sie davontragen.
Anna denkt an den Anfang, sie weiß nicht, wo sie beginnen soll. »Mit Kurt hat alles angefangen«, hat die Mutter immer behauptet, wenn Anna an den Anfang denkt, denkt sie daran, wie alles begonnen hat sich aufzulösen, wie Kurt begonnen hat sich aufzulösen, wie die Freundinnen begonnen haben sich aufzulösen, wie die Familie und der Körper, sie denkt an den Schwindel und an das Silberpapier der Schokolade, ihr wird noch immer schwindlig, wenn sie an den Anfang denkt, ihr wird übel, vi