: Anna Maria Sigmund
: Tatort Genfer See Kaiserin Elisabeth im Fadenkreuz der Anarchisten
: Molden Verlag
: 9783990405666
: 1
: CHF 19,70
:
: Neuzeit bis 1918
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Anarchistische Gewalt wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Schrecken der bürgerlichen Welt. 'Kein Stein soll auf dem anderen bleiben', lautete eine Parole. Anschläge mit Gift, Dolchen und Bomben gegen Monarchen und Präsidenten erschütterten Europa. In der langen Liste anarchistischer Morde wurde Kaiserin Elisabeth das erste weibliche Ziel. Die unglückliche Frau Franz Josephs starb gleichsam stellvertretend, als Symbolfigur des Hauses Habsburg. Dabei lebte sie zurückgezogen, spielte in der Politik keine Rolle und galt als scharfe Kritikerin von Adel und Kirche. Anna Maria Sigmund 'ermittelt' anhand des Obduktionsberichtes und anderer Quellen mit kriminalistischem Spürsinn zu den Tatumständen und zeichnet ein packendes Bild der narchistischen Szene im 'Jahrzehnt der Bomben'.

EINE OBDUKTION IM GRAND HÔTEL


Die sterbende Kaiserin wird vom Schiff getragen. Lithografie, 1898.

Ich weiß es mir auch nicht auszudenken, dass sie auf gewöhnliche Art aus dem Leben scheiden könnte, nachdem sie in das reale Leben nicht hineingehört. Ihre Lebensatmosphäre ist eine andere als diejenige, wo wir atmen.

Constantin Christomanos, Lehrer und Vorleser der Kaiserin Elisabeth, 1892

Am 10. September 1898 gelangte das berühmte Grand Hôtel Beau-Rivage in Genf durch eine Tragödie in das Blickfeld der breiten Öffentlichkeit. Diese war von der Art, wie sie jeder Hotelbesitzer fürchtet und zu verheimlichen sucht – der Tod eines Gastes im eigenen Haus. Geheimhaltung war im vorliegenden Fall allerdings unmöglich, da es sich um die Kaiserin von Österreich handelte.

Der Ort des Todes: das Luxushotel Beau-Rivage in Genf.

Bereits einen Tag später, am Sonntag, dem 11. September 1898, beherrschte das Drama am Genfer See die Schlagzeilen der Zeitungen. Es war die erste große Sensationsnachricht in der Geschichte, die mittels moderner Technologie, des neuen Telegrafen, in Blitzesschnelle um die ganze Welt ging: So las man imWiener Tagblatt:

»Die Kaiserin ermordet! Kaiserin Elisabeth

verließ das Hotel Beau-Rivage, um sich nach dem

Landungsplatze des Dampfers zu begeben. Auf

dem Weg dorthin stürzte sich ein Individuum auf

die Kaiserin und führte einen heftigen Stoß gegen

dieselbe. Die Kaiserin fiel zu Boden, erhob sich

jedoch wieder und erreichte den Dampfer Genève,

wo si