: Heinrich Hartmann
: Eigensinnige Musterschüler Ländliche Entwicklung und internationales Expertenwissen in der Türkei (1947-1980)
: Campus Verlag
: 9783593445847
: Globalgeschichte
: 1
: CHF 0.50
:
: 20. Jahrhundert (bis 1945)
: German
: 460
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit der Gründung der türkischen Republik im Jahr 1923 spielten ausländische Experten beim Aufbau des neuen Staates eine zentrale Rolle. Anhand der Geschichte der Entwicklungspolitik in der ländlichen Türkei lassen sich gut die Erwartungshorizonte aufzeigen, die deutsche, amerikanische und türkische Akteure für das Land in der Nachkriegszeit formulierten, das in der Zeit zwischen Marshallplan, Bevölkerungskrise und neuer Migrationspolitik fest in globale Diskurse eingebunden war. Die Türkei wurde dabei, so die These dieses Buches, zu einem wichtigen Experimentierfeld neuer Praktiken von Entwicklungspolitik, da sich hier die Maximen der europäischen Integration und des globalen Krisendenkens begegneten. https://creativecommons.org/l censes/by-nc/4.0/

Heinrich Hartmann, Dr. phil., ist Privatdozent am Department Geschichte der Universität Basel; 2018/19 war er Fellow am Historischen Kolleg München.

1.Das Dorf als Bühne – staatliche Modernisierung und internationales Expertenwissen seit der Gründung der türkischen Republik


Die türkische Republik hatte nach ihrer Gründung 1923 die Modernisierung des gesamten Landes und das Aufholen der ländlichen, randständigen Gebiete gegenüber den ökonomisch starken Zentren Istanbul und später auch Ankara weit oben auf ihre Fahnen geschrieben. Wie kaum ein anderes Land setzte die junge Republik dabei auf externe Berater, die einen solchen Prozess begleiten sollten. »Experten«, gerade auch aus dem Ausland, wurden zu prägenden Figuren in der politischen Kultur der jungen türkischen Republik.95 Einladungen der türkischen Regierung waren bei den ausländischen und ger