: Hugo Portisch
: Russland und wir Eine Beziehung mit Geschichte und Zukunft
: ecoWing
: 9783711052995
: 1
: CHF 14.10
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: Allgemeines, Lexika
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Russland: Ein Streifzug durch die Geschichte einer Großmacht Von russischen Geistlichen, die China durch eine List zur Überlassung Sibiriens an Russland bewegten, bis zur Stellung als Ordnungsmacht im Nahen Osten: Die Geschichte der östlichsten europäischen Nation ist ebenso spannend wie kompliziert. Hugo Portisch beschäftigt sich seit Langem mit der russischen Mentalität und dem Verhältnis zwischen europäischer Union und Russland. In »Russland und wir« schildert er seine persönlichen Erfahrungen und stellt die oft turbulente Vergangenheit des flächenmäßig größten Landes der Erde dar: - Russland gehört zu Europa: Das Gemeinsame überwiegt und muss gefördert werden - Die bewegte Geschichte Russlands: Von den Kosaken bis zu Vladimir Putin - Sibirien: Kolonialpolitik auf russische Art - Die EU und Russland: Wie beide Seiten von einer engeren Zusammenarbeit profitieren Schwierige internationale Beziehungen:Zwischen Ukraine-Krieg und Handelsabkommen Russland unter Vladimir Putin macht es seinen europäischen Nachbarn nicht immer einfach, vertrauensvolle, freundschaftliche Beziehungen zu pflegen. Militärische Aktionen wie die Annexion der Krim und die berechtigten Zweifel an der persönlichen Freiheit russischer Bürger belasten das Verhältnis. Dennoch sieht Portisch keine Alternative zu einer Kooperation, besonders um sich als Handelsmacht gemeinsam gegen die Volksrepublik China zu behaupten. Ein Sachbuch, das von der jahrzehntelangen journalistischen Erfahrung seines Autors profitiert: Mit großer Expertise erklärt Hugo Portisch die komplizierten historischen Verstrickungen und stellt die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen EU und Russland dar!

Hugo Portisch, geb. 19. Februar 1927 in Bratislava, gest. 1. April 2021 in Wien, war der bedeutendste Journalist Österreichs. Seine Aufarbeitung der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts war maßgeblich, seine Kommentare und Analysen waren Richtschnur der Beurteilung internationaler Entwicklungen. Mit seiner Verpflichtung zur Wahrheit wurde er zum Mentor von Generationen von Journalisten. Mehrere berufliche Stationen führten ihn u.a. nach New York - »meine zweite Heimat«. Mit seiner Frau Traudi (gest. 2018) lebte er in Wien und der Toskana. Von Letzterem zeugt der Ecowin-Band »Die Olive und wir«. Weiters bei Ecowin: »Aufregend war es immer«, »Was jetzt«, »Leben mit Trump«, »Russland und wir«.

MEINE VERMESSUNG
EINES WELTREICHS


Ich war zu Besuch in China. Acht Wochen lang habe ich nur Chinesen gesehen. Beim Abflug saß ich im Flughafen Peking in der Wartehalle. Fünf Europäer kamen auf mich zu, ein Pilot, ein Co-Pilot, drei Stewardessen. Es waren Russen. Aber alle fünf waren Europäer. Mich packte ein Gefühl der Solidarität. Sie kamen mit einer Aeroflot-Maschine aus Moskau. Ein täglicher Flug. Eine Erinnerung – Russland grenzt an China, mit einer viertausend Kilometer langen Grenze. Das heißt: Europa grenzt an China, denn Russland ist Europa. An dieser Grenze stand der norwegische Forscher Fridtjof Nansen und sah vom Grenzfluss Amur hinüber nach China. Danach schrieb er in seinen Erinnerungen: »Wenn China einmal erwacht, wird Russland Europa zu Hilfe rufen müssen.«

Ich hatte viele Gespräche mit Russen in Sibirien. Viele waren besorgt, und auf die Frage, was sie besorgt machte, benützten sie beide Hände, um ihre Augen flach zu ziehen – die Chinesen.

Es gibt ein Pariser Memorandum aus dem Jahr 1989 über die bestehenden und die zu erwartenden Verhältnisse des Westens mit Russland. In dem Memorandum sind fast alle Fragen gestellt und beantwortet. Für den Westen gibt es nur die Verständigung mit Russland, nichts anderes ist vorgesehen, es ist der einzige Weg für beide Seiten. Horst Teltschik ist der gleichen Meinung. Er war der engste Berater des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Er ist heute bemüht, die Verständigung mit Russland wiederherzustellen. Auch für ihn ist es der einzige Weg für Europas Zukunft.

Die Verständigung – die hängt von Wladimir Putin ab. Er hat seine Ziele schon oft ausreichend formuliert: Russlands Macht und Größe so wiederherzustellen, wie sie einst die Sowjetunion ausgezeichnet haben.

Das Programm hatte er bereits in seiner Amtszeit als Ministerpräsident unter Boris Jelzin umzusetzen begonnen: Er zog in den Krieg, als die Tschetschenen sich von Russland lösen wollten. Er zog in den Krieg, als Georgien zwei Provinzen Russlands für sich beanspruchte. Er stellte dem ukrainischen Präsidenten ein Ultimatum, als dieser ein Ansuchen um enge Kooperation und schließlich einen Beitritt der Ukraine und ein Arbeitsübereinkommen mit der Europäischen Union unterzeichnete. Er musste es zurückziehen, seinen Posten aufgeben und floh nach Russland. Er hatte auch die Absicht, die Ukraine in die NATO zu führen. Eine Absicht, die seine Freunde in Georgien geteilt hatten. Wenn beide Länder der NATO beigetreten wären, hätte kein Matrose von der russischen Schwarzmeerflotte mehr russischen Boden betreten können, überall auf dem Land wären sie in der NATO. Für Putin war es eine rote Linie, die quer durch die Ukraine führte. Der Donbass gehört zur Ukraine. Der Donbass ist für Russland, was für Deutschland das Ruhrgebiet darstellt. Reiche Kohlengruben, und über diesen wichtige Stahlwerke. Hier wurden und werden unter anderem auch die russischen Langstreckenraketen erzeugt.

Das hatten die Ukrainer nicht gründlich überlegt. Als Erstes