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Ich wirbelte nun bestimmt schon das vierzigste Mal auf meinem fantastischen neuen schwarzen Lederstuhl herum – dabei war es noch nicht einmal neun Uhr morgens. Oh, wie ich die Annehmlichkeiten des Erfolges liebte! Und wenn mich das zu einer oberflächlichen Person machte, störte mich das nicht im Geringsten.
Mitten in einer weiteren Umdrehung wurde ich von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Schnell brachte ich den Stuhl wieder in die richtige Position und ergriff meinen Füllfederhalter, so als würde ich gerade hoch komplizierte juristische Ergüsse zu Papier bringen. Ich runzelte sogar konzentriert die Stirn.
»Kommen Sie rein!«
Barb, die Sekretärin meines Chefs, betrat den Raum.
»Tyrone würde gerne mit Ihnen sprechen, sobald Sie Zeit haben.«
Wie Sie sehen, war ich nicht die Einzige im Büro, die einen komischen Namen hat. Mein Chef heißt Tyrone Power. Kein Witz, seine Mutter Mary war ein großer Kinofan. Vor etwa fünfzig Jahren heiratete sie Michael Power aus der Grafschaft Kilkenny und Tyrone behauptet hartnäckig, dass sie das nur tat, um ein armes, unschuldiges Kind, das zufällig er war, mit diesem schrecklichen Namen zu strafen. Er redet ständig davon, einen Namenswechsel zu beantragen, aber was macht das noch für einen Sinn mit einundfünfzig? Das wäre genauso, als würde ein völlig kahler Mann eines Tages mit einer dichten, schwarzen Haarpracht auf dem Kopf im Büro erscheinen.
Nicht, dass Tyrone eine Glatze hätte. Er ist mit üppigem, silbergrauem Haar gesegnet und hat glänzende braune Augen. Tyrone ist nicht ganz schlank, aber da er groß ist, steht es ihm nicht schlecht, kommt ihm eigentlich sogar ganz gelegen. So macht er im Gerichtssaal einen imposanteren Eindruck. Er wirkt sehr ernst, sogar Furcht einflößend, wenn man ihn nicht kennt, und die jungen Sekretärinnen haben eine Heidenangst vor ihm. Besonders, wenn er sein berüchtigtes Löwengebrüll anstimmt, ein Soundeffekt, der nie seine Wirkung verfehlt.
Tyrone und ich haben uns von Anfang an durchschaut. Bei meinem Einstellungsgespräch quälte er mich unbarmherzig, nahm mich ins Kreuzverhör und versuchte mit allen Mitteln, mich aus der Ruhe zu bringen. Doch ich hatte gleich erkannt, dass er in seinem tiefsten Inneren ein Softie war, und hielt stand. Schwer zu glauben, dass das schon sieben Jahre her war …
Und heute Morgen wollte er mich also aus irgendeinem Grund sprechen.
Ich wagte kaum zu hoffen, dass dies der Moment war, auf den ich so lange gewartet hatte. Schon seit längerem machte Tyrone Andeutungen, dass er eine Partnerschaft für mich im Sinn hatte. Das dazugehörige schicke Büro und den luxuriösen Firmenwagen hatte ich bereit