1. KAPITEL
Emmas Herz pochte, als sie das minimalistisch eingerichtete Penthouse-Büro betrat, aber der Mann hinter dem Schreibtisch blickte nicht einmal auf.
Die großen Panoramafenster ließen nicht nur viel Licht herein, sondern boten auch die Sicht auf einen der schönsten Londoner Parks. Für diesen Blick war das weltbekannte Granchester berühmt – und er war nicht zuletzt ein Grund für die astronomisch hohen Preise des traditionsreichen Hotels. Doch selbst diese großartige Aussicht verblasste angesichts des beeindruckenden Mannes, der dort am Schreibtisch saß, ganz auf die Papiere vor sich konzentriert.
Zak Constantinides. Die blasse Novembersonne akzentuierte sein dichtes schwarzes Haar und die breiten, muskulösen Schultern. Er strahlte eine derart pure Männlichkeit aus, dass es Emma buchstäblich den Atem verschlug.
Lange war sie nicht mehr so nervös gewesen – was nicht verwunderlich war. Ihr Boss tauchte zu einem unangemeldeten Besuch in London auf und zitierte sie ohne Vorwarnung in sein Büro. Ein so mächtiger Mann wie der griechische Hotelmagnat Constantinides gab sich normalerweise nicht persönlich mit ihresgleichen ab.
Sie hatte auf der Leiter gestanden, als sein Ruf sie erreichte, und das ließ sich leider nicht verleugnen. Verschwitzt von der Arbeit, in verblichener Jeans und einem bequemen T-Shirt, das lange Haar zu einem losen Pferdeschwanz hochgebunden – nicht gerade die beste Art, sich einem einflussreichen Milliardär zu präsentieren. Aber das konnte sie nicht ändern, weil ihre Tasche in ihrem Personalspind tief im Untergeschoss des Gebäudes verwahrt war, und einen Boss wie Constantinides ließ man nicht warten.
Obwohl er genau wissen musste, dass sie dastand, ließ er sich in seiner Arbeit nicht stören, was ihr das zweifelhafte Gefühl vermittelte, unsichtbar zu sein. Es konnte natürlich auch ein ganz bewusstes Manöver seinerseits sein, um ihr unmissverständlich zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Als ob das nötig gewesen wäre! Aber hatte sein Bruder ihr nicht erzählt, dass Zak ein Kontrollfreak war, der es genoss, andere seine Macht spüren zu lassen?
Emma räusperte sich. „Mr. Constantinides?“
Endlich blickte er auf. Markante Züge, gebräunter Teint. Typisch griechisch, sozusagen. Wären da nicht die Augen gewesen. Denn statt des erwarteten Brauns waren die von Zak Constantinides von einem auffälligen Grau, aufregend wie ein stürmischer Winterhimmel.
Kaum sah Emma sich im Fokus dieser bemerkenswerten Augen, da durchzuckte es sie seltsam, wie eine Art Vorahnung. Sicher waren es nur ihre Nerven. Was auch sonst? Sie interessierte sich nicht für Männer und schon gar nicht für kontrollbesessene Milliardäre, die im Ruf standen, sich rund um den Globus einen ganzen Harem von Frauen zu halten.
Er zog fragend die schwarzen Brauen hoch.„Nai? Ti thélete?“
Sie lächelte unsicher. Es war bekannt, dass Constantinides genauso gut Englisch sprach wie sie. Hatte er sie bewusst auf Griechisch angesprochen, um die Distanz zwischen ihnen noch zu vergrößern? In dem Fall war seine Taktik von Erfolg gekrönt.
„Ich bin Emma Geary“, sagte sie nervös. „Sie wollten mich sehen?“
Zak lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und betrachtete sie ausgiebig. „Allerdings“, bestätigte er und bedeutete ihr, in dem Sessel ihm gegenüber Platz zu nehmen. „Bitte, setzen Sie sich, Miss Geary.“
„Danke.“ Unwillkürlich dachte sie an die Sicherheitsnadeln, die sie sich vorn an ihr T-Shirt gesteckt hatte, um sie für Dekorationsarbeiten zur Hand zu haben. Außerde