Detektivinspektor John Mackenzie hatte seinen Abschied eingereicht, und die Zeitungen brachten aus diesem Anlass viele Berichte über ihn und seine Erfolge. Seine direkten Vorgesetzten wunderten sich, welche Gründe ihn zu dem vorzeitigen Rücktritt veranlaßt haben mochten. Aber alle Vermutungen waren falsch; kein Mensch ahnte die eigentliche Ursache. Mackenzie wußte nämlich nicht mehr, wie er in dem Widerstreit zwischen Pflicht und Gerechtigkeitssinn handeln sollte, und wählte deshalb den Ausweg, sein Amt niederzulegen.
In diesen Konflikt war er durch die Bearbeitung des Falles Stretelli geraten, der äußerlich dadurch zum Abschluss gebracht wurde, daß man an einem kalten Dezembermorgen im Gefängnis zu Nottingham einen Verbrecher hängte.
Die Tatsache, daß John Mackenzie seinen Abschied einreichte, war um so unverständlicher, als seine Vorgesetzten ihm zur Aufklärung dieses Falles besonders gratuliert und eine Beförderung in Aussicht gestellt hatten. Aber gleich darauf ging er in sein Büro und schrieb kurz entschlossen sein Abschiedsgesuch.
In gewisser Weise war Mackenzie eben altmodisch.
Einige Monate bevor er den Dienst quittierte, brachte ihm ein Untergebener eine Visitenkarte mit der Aufschrift: »Dr. med. Mona Stretelli, Madrid.« Als er das las, rümpfte er die Nase.
Er hatte ein Vorurteil gegen Ärztinnen, obwohl dies die erste war, die ihn amtlich aufsuchte.
»Führen Sie die Dame in mein Büro«, sagte er und wunderte sich, was eine spanische Ärztin in Scotland Yard zu suchen hatte.
Noch ehe er sich versah, stand sie bereits vor ihm – lebhaft, dunkel, von durchschnittlicher Größe. Als er sie näher betrachtete, kam ihm zum Bewusstsein, daß sie sogar schön war.
»Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen«, begrüßte er sie höflich in französischer Sprache. »Was kann ich für Sie tun?«
Sie lächelte leicht über diesen etwas brüsken Empfang.
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir zehn Minuten Ihrer sonst so kostbaren Zeit schenken, würden, Mr. Mackenzie«, entgegnete sie auf englisch. »Ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen.« Dann reichte sie ihm einen Brief, der den Stempel des Innenministeriums trug. Es war ein Einführungsschreibe