Der seltsame Fall des verschwundenen Studentenheims oder: Wie ein Missverständnis, was „nachhaltig“ heißt, 200 Millionen kosten kann
Um 8:50 Uhr hält das Taxi vor dem Haupteingang des Kunden. Für die aktuelle Ausschreibung schickt einer der großen globalen Vermögensverwalter ein Pitch Team: zwei Herren und eine Dame in klassischem Investmentbankeraufzug: anthrazitgrauer Anzug bzw. Kostüm, weißes Hemd oder Bluse, Seidenkrawatte in gedeckten Farben für die Männer. Aktentaschen, Laptops, Rollkoffer, die ins Handgepäck des Flugzeugs passen. Es geht heute nur um ein 80-Millionen-Mandat, aber falls sie dieses gewinnen, werden über die nächsten Monate noch einmal bis zu 120 Millionen folgen. Wie üblich ist das Team perfekt vorbereitet. Die Präsentation wurde gestern Abend noch einmal durchgespielt, die Unterlagen ein letztes Mal angepasst, gedruckt und gebunden. Ein Fondsmanager, ein Investment Director, die Leiterin des institutionellen Geschäfts: Es ist das letzte Meeting vor der Entscheidung, ein sogenanntes „Final“. Hier wird nicht mehr mit Videokonferenzen gearbeitet, sondern in Person vorgetragen.
Im Konferenzraum wartet das Team des Kunden: Mit mehr als fünf Milliarden veranlagtem Vermögen ist die Pensions- und Vorsorgekasse ein großer institutioneller Investor. Das Team wird geleitet vom Chief Investment Officer, dem CIO. Der CIO ist als Mitglied des Vorstands zuständig für die Veranlagung der Milliarden des Kunden, er ist derjenige, der schlussendlich die Verantwortung für den Veranlagungserfolg (oder Misserfolg) des Investors trägt. Dazu ein Investment Manager, der für die spezielle Veranlagungsart, um die es heute geht,