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Laut dem amerikanischen Magazin Forbes steht die Dynastie von Geyersberg an zwanzigster Stelle der reichsten Familien Deutschlands. Ihr Vermögen beläuft sich auf etwa zehn Milliarden Dollar. Es handelt sich um eine Adelsfamilie aus Baden-Württemberg, die ihr Geld mit Automobilzubehör gemacht hat. Das Unternehmen VG gilt als unverzichtbarer Partner aller deutschen Autohersteller.«
»Wer ist der Tote?«
Es mochte unwahrscheinlich erscheinen, aber Niémans hatte nicht die Zeit gehabt, die Akte auch nur zu öffnen.
»Er hieß Jürgen, war vierunddreißig Jahre alt und zusammen mit seiner Schwester Laura Haupterbe des Unternehmens. Seine Leiche wurde am vergangenen Sonntag im Wald von Trusheim im Elsass gefunden.«
»Wieso im Elsass?«
Das Eichhörnchen hatte seine Mahlzeit beendet. Ivana stopfte die leere Plastikschale in die Tasche und packte ihr iPad aus.
»Ein- bis zweimal im Jahr lädt die Familie von Geyersberg die Crème de la Crème der regionalen Aristokratie und ihre wichtigsten Unternehmenspartner zu einer großen Hetzjagd ein. Samstags essen alle gemeinsam im Jagdschloss der Familie zu Mittag. Darauf folgen die Vorbereitungen, die Gäste übernachten vor Ort, und am Sonntagmorgen wird mit großem Tamtam der Rhein überquert.«
»Aber warum ziehen sie ins Elsass?«
»Weil in Deutschland Hetzjagden seit den 1950er-Jahren verboten sind.«
Ivana klickte auf ihrem iPad herum, die Füße immer noch auf dem Armaturenbrett.
»Während der Jagd verirrten sich zwei französische Gäste im Wald und entdeckten die Leiche des Grafen. Sein Kopf lag ein paar Meter entfernt.«
Ohne das Tempo zu drosseln, warf Niémans hastig einen Blick auf das Foto. Das Motiv war nicht gerade appetitlich: Eine grünliche Leiche lag mit schwarzer, klaffender Kehle im Morast. Der Brustkorb wies eine lange, vertikale Wunde auf.
»Laut Autopsiebericht hat der Mörder die Eingeweide des Opfers gestohlen«, fuhr Ivana fort.
Das nächste Foto zeigte den Kopf auf einem Teppich aus Blättern.
»Was hat er da im Mund?«
»Einen Eichenzweig. Eine kleine Aufmerksamkeit des Mörders.«
Dieses Detail erinnerte ihn an etwas, doch er zog es vor zu schweigen – bloß keine voreiligen Äußerungen, vor allem nicht in Gegenwart einer Assistentin, die so tickte wie Ivana.
»Gibt es weitere Verletzungen?«
»Ja, zwei etwas merkwürdige Verstümmelungen. Der Mörder hat sein Opfer kastriert und anschließend einen Schnitt um den Anus gemacht, als hätte er die Genitalien durch diese