Was ist Energie?
Die kürzeste und zugleich treffendste Antwort auf die FrageWas ist Energie? ist mit nur einem Wort gegeben: Alles. Alles schwingt. Alles ist Energie. In der Sprache der alten Yogis heißt siePrana. AlsGroßes Prana hält sie den gesamten Kosmos in Gang.
Ihr erster und gewaltigster Ausdruck im Physischen ist die Geburt des Weltalls aus der Singularität, jenem unergründlichen Zustand vor Raum und Zeit, in welchem alle Existenz nur als Möglichkeit angelegt war, verdichtet zu einem unendlich kleinen und massereichen Punkt. Die Singularität war das kosmische Ei, aus dem das Küken des Stofflichen in Form von Hitze und Nebeln aus Staub und Gas schlüpfen sollte, jenes Küken, das wir Menschen heute Weltall nennen. Der älteste unter den indischen Mythen, derRigveda, gab der Singularität den klangvollen NamenAmbah, das kosmische Wasser, und wir fühlen uns nicht nur von ungefähr daran erinnert, dass viele Schöpfungsmythen an den unbegreiflichen Anfang des Seins die Idee des Wassers stellen, jene Substanz, ohne die Leben nicht möglich ist, eine Substanz auch, die jede nur erdenkliche Form annehmen kann, weshalb sie so gut zum Bild der Formlosigkeit vor der Zeit passt, demTohuwabohu, wie das hebräische Wort dafür lautet.
Mit dem Ausschlüpfen des Weltalls aus dem kosmischen Wasser begann die Zeit ihren Lauf, und die Materie machte ihre ersten turbulenten Gehversuche. Diesen energetischen oder pranischen Ur-Ausdruck nennen die Physiker heute den Ur-Knall, und es ist das gleiche Bild von Hitze, Energie und explosiver Ausdehnung, wie es auch der Rigveda zeichnet.
Energie und Yoga
Wenn alles Energie oder Prana ist, und wenn diese in allem wirkt, was existiert, dann natürlich auch in der uns umgebenden Natur, in allem Toten und Lebendigen, in Mineralien, Pflanzen, Tieren – und natürlich auch in uns Menschen. Energie in diesem allumfassenden Sinne heißt in der Sanskrit-SpracheMaha Prana, das Große Prana. Als Ausdruck von Zeit, Raum und Materie formt es unser Sein und durchwirkt unser Leben, genauer noch,gibt uns Leben. Die Lebens- oder Vitalenergie ist eine Kraft, von der natürlich nicht allein die „alten Yogis“ wussten, sondern viele Kulturen und Traditionen, wie unterschiedlich auch die Begriffe und Bilder sein mögen, die sie dafür jeweils benutzen. Das kann auch anders gar nicht sein, denn was überall wirkt, hinterlässt überall seine Spuren.
Um Prana, unsere Lebensenergie, geht es also, wenn wir yogischen Praktiken wie Asanas, Pranayama und Meditation nachgehen. Es geht darum, sie zum Fließen zu bringen und uns mit ihr anzureichern. Ein regelmäßiger und bewusster Umgang mit Prana, wie ihn die Praktiken des Yoga anstreben, kann zur Basis für Gesundheit und Wohlbefinden werden. Darüber hinausgehend schenkt uns die Praxis ein tieferes Verstehen unseres eigenes Seins, weil wir uns auf andere, erweiterte Weise s