Das Telefon klingelt.
SIE (nimmt den Hörer ab): Hallo!
ER: Bonjour, Mademoiselle. Könnte ich bitte Monsieur Beauregard sprechen?
SIE: Bedauere. Bei uns gibt es keinen Monsieur Beauregard. Sie haben sich verwählt.
ER: Ist das nicht die Nummer 4257693?
SIE (lacht): Nein, Monsieur. Meine Nummer ist ähnlich, aber Sie haben zwei Ziffern falsch getippt. Deshalb müssten Sie bei mir landen.
ER: Oh, ich bitte um Entschuldigung, Mademoiselle. Dann habe ich mich tatsächlich verwählt. Es tut mir wirklich leid, Sie gestört zu haben.
SIE: Macht doch nichts. Ich habe heute meinen freien Tag, Sie haben mich weder gestört noch von einer wichtigen Arbeit abgehalten.
ER: Sie sind sehr liebenswürdig, Mademoiselle. Wenn ich ehrlich bin, tut es mir in Wirklichkeit auch nicht leid. Im Gegenteil, ich bin sehr froh, dass ich mich verwählt habe.
SIE: Wie soll ich das verstehen?
ER: Sonst wäre ich nicht in den Genuss Ihrer Stimme gekommen. Sie haben eine liebliche, sehr wohlklingende Stimme, so hell und rein wie ein silbernes Glöckchen. Ich könnte Ihnen stundenlang zuhören. Es tut so gut, Sie zu hören.
SIE: Ja, das haben wirklich schon viele gesagt. Wenn ich mich so betrachte, finde ich nur eine Sache an mir schön: meine Stimme.
ER: Das kann nicht wahr sein. Wer eine so schöne Stimme hat, muss auch sehr schön sein. Es kann eine innere oder eine äußere Schönheit sein. Bei Ihnen, glaube ich, existieren beide.
SIE: Sie Schmeichler!
ER: Nein, ich meine es wirklich so. Und Sie müssen noch sehr jung sein.
SIE: So? Für wie alt schätzen Sie mich?
ER: Ich denke höchstens fünfzehn oder sechzehn. Ihrer Stimme nach zu urteilen, könnten Sie sogar noch ein wenig jünger sein.
SIE(lacht): Es mag meine Stimme jugendlich klingen, das sagten schon viele, aber ich bin wesentlich älter.
ER: Ich weiß, es gehört sich nicht, eine Dame nach ihrem Alter zu fragen. Aber erlauben Sie mir diesmal eine Ausnahme. Sie dürfen nicht wesentlich älter sein als wie ich Sie eingeschätzt habe. Wie jung sind Sie?
SIE(nach kurzem Zögern): Dreiundzwanzig.
ER: Kaum zu glauben! Mit dieser Stimme!
SIE: Jetzt bin ich mit dem Fragen dran. Wie alt sind Sie eigentlich? Wenn ich Ihren wohlklingenden Bariton so höre, dürften Sie nicht wesentlich älter sein als ich.
ER: Äh, viel älter bin ich auch nicht. Ich habe vor kurzem gerade meinen achtundzwanzigsten Geburtstag gefeiert.
SIE: Dachte ich mir. Und ich kann Ihnen Ihr Kompliment zurückgeben. Ihre Stimme klingt jung und männlich. Es tut mir leid, ich mag die Tenöre nicht; sie erinnern mich an Kastraten.