Kapitel 1
Ich habe sie seit unserer Trennung vor fünfzehn Jahren nie mehr wiedergesehen. Ein Jahr nach der Scheidung heiratete sie wieder und zog mit ihrem neuen Mann nach Washington. Und ich, ich konnte mich Gott sei Dank in meine wissenschaftliche Arbeit stürzen, die meine volle Energie verlangte und meinem Leben einen Sinn gab. Warum ich damals aber ziemlich schnell mein Interesse an sexuellen Dingen verlor, ob meine Arbeit oder mein Alter – ich war zwar erst Anfang Dreißig, aber trotzdem kein pubertierender Junge mehr – dafür ursächlich war, kann ich heute nicht mehr sagen. Dennoch habe ich zwei Jahre nach meiner Scheidung von Ashley wieder geheiratet, aber in dieser zweiten Ehe fand ich keine Erfüllung, und so nach etwa drei Jahren habe ich mich wieder scheiden lassen.
Abgesehen von einigen kurzen Affären wurde mein Sexleben ein weiteres Mal ziemlich ruhig. Anfangs, wenn der Drang zu groß war, half ich mir mit der Selbstbefriedigung, und in dieser Zeit begann es auch, dass Ashley wieder zum Objekt meiner Phantasie wurde. Irgendwann aber schien der Drang meines Körpers nach Sex völlig erloschen zu sein, und ich nahm nur noch selten meinen Penis in die Hand, um zu masturbieren. Ich war überzeugt, dass ich bereits eine Phase fast völliger Impotenz erreicht hatte.
Und dann sehe ich sie plötzlich auf der Straße vor mir. Ich musste zweimal hinschauen, um mich zu überzeugen, dass es wirklich Ashley war, die mir entgegenkam. Auch sie hatte mich erkannt, und ich konnte von ihren Augen ablesen, dass sie überrascht war. Ich blieb stehen, streckte ihr meine Hand entgegen und begrüßte sie euphorisch.
»Ashley! Bist du es wirklich? Mein Gott, es ist eine Ewigkeit her!«
Sie gab mir die Hand und sagte nur: »Eddie.« So nannte sie mich immer in der Zeit, wo wir noch miteinander glücklich waren.
Ich fragte sie, ob ihr Mann auch in New York sei, aber sie schüttelte nur den Kopf und schaute mich etwas kläglich an.
Da es früher Nachmittag war, lud ich sie in eine Cafeteria ein, wo es sich leichter plaudern ließ. Ashley sagte spontan zu.
Wir setzten uns an einen kleinen Tisch einander gegenüber, und ich staunte pausenlos über ihr Aussehen. Mein Gott, sie ist noch genauso schön wie damals, dachte ich. Ein paar, wirklich nur ganz wenige winzige Fältchen um ihre Augen, die sie vielleicht noch begehrenswerter machten, das war alles, was sich an ihrem hübschen Gesicht verändert hatte.
In diesem Moment war die Vergangenheit wieder zurückgekehrt. Wie auf einer Leinwand im Kino lief die Geschichte von damals vor meinen Augen ab:
Als ich Ashley das erste Mal sah, geschah das Unvermeidliche. Ich verliebte mich unsterblich in sie, was leider nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie blieb vielmehr ziemlich gelassen, ja, abwartend. Erst als wir das erste Mal miteinander gevögelt hatten, sprach sie von Liebe. Natürlich fand sie mich schon vorher sehr sympathisch, sonst wäre sie nicht mit mir ins Bett gestiegen. Aber dann! Ich kann Ihnen sagen, Mrs. Blake, verliebte auch sie sich bis über beide Ohren in mich. Ich hatte allerdings von Anfang an das Gefühl, dass sie sich eigentlich mehr in meinen Penis … Warum schauen Sie mich so an, Mrs. Blake? Ach ja, entschuldigen Sie. Also ich wollte sagen: Dass sie sich in meinen Schwanz verliebte. Jeder von uns hatte schon seine Erfahrungen gemacht, aber rückblickend würde ich sagen, sie hatte die größeren. Wir waren also beide nicht mehr ganz grün hinter den Ohren, was unserem Sex zugute kam.
Ashley war sehr leidenschaftlich und voller sexueller Energie.