: Daniel Mays, Stefanie Roos
: Prima Klima in der inklusiven Schule Wie man auch schwierige Beziehungen positiv gestalten kann
: Ernst Reinhardt Verlag
: 9783497610471
: 1
: CHF 21.70
:
: Sonderpädagogik
: German
: 170
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kinder und Jugendliche brauchen in der Schule Aufmerksamkeit, Hilfe und Ermutigung durch die Lehrkraft - kurz: Sie brauchen Begleitung durch Beziehung. Wenn Beziehungen zentraler Teil des Lernens und der Schule sind, müssen Lehrkräfte wissen, wie sie Beziehungen zu SchülerInnen, Eltern und anderen Fachkräften professionell aufbauen und stärken können. Die Autoren zeigen in diesem Ratgeber auf, warum Beziehungsarbeit gerade in der inklusiven Schule eine notwendige Schlüsselkompetenz aller Lehrkräfte darstellt und wie diese sukzessive erlernt werden kann. Fallbeispiele und praktische Tipps helfen dem Leser dabei, das Wissen in die Praxis umzusetzen.

Jun.-Prof. Dr. phil. Daniel Mays, Sonderpädagoge, lehrt Förderpädagogik mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung an der Universität Siegen. Dr. phil. Stefanie Roos ist Oberstudienrätin an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund am Lehrstuhl Soziale und Emotionale Entwicklung in Rehabilitation und Pädagogik.

3 Zentrale Aspekte – Beziehung, Bindung, Vertrauen, Selbstbestimmung und neurobiologische Faktoren

Auf der Grundlage unserer eigenen, in den frühen Lebensjahren erworbenen Bindungsmuster und den sich daraus entwickelnden bewussten oder unbewussten Interaktionsstrategien entstehen unsere sozialen Beziehungen zu anderen Menschen, die – je nach Art und Ausprägung der Beziehung (z. B. beruflich oder privat) – von mehr oder weniger großem Vertrauen geprägt sind.

Bestandsaufnahme der eigenen Beziehungsmuster

Bevor wir nun in diesem Kapitel und im weiteren Verlauf des Buches auf die Kinder und Jugendlichen in unserer Klasse blicken, lohnt es sich zunächst eine Bestandsaufnahme der eigenen „Beziehungsmuster“, der eigenen Bindungspräferenzen und auch des eigenen „Umgehen-Könnens“ mit Vertrauen vorzunehmen. Denn, ob wir das möchten oder nicht, in jede sich neu entwickelnde Beziehung zu einem anderen Menschen, den wir z. B. im beruflichen Kontext in der Schule aufbauen, fließen unweigerlich eigene Anteile mit hinein. Eine Professionalisierung der Beziehungsgestaltung kann somit nicht ohne die Reflexion der eigenen verinnerlichten Beziehungsbedürfnisse erfolgen.

Zu diesem Zwecke sollen zunächst einige Leitfragen dazu beitragen, diese Selbsterkundung ein Stück weit zu unterstützen. Die theoretischen Fundamente und relevante Forschungsergebnisse zu den Themen Vertrauen, Bindung und Beziehungsaufbau werden im weiteren Verlauf dieses Kapitels ausführlich zusammengefasst.

Ziel

Das Ziel dieser Angebote zur theoriegeleiteten Selbstreflexion ist es dabei immer, für sich und somit im Schulalltag in der unmittelbaren Interaktion mit SchülerInnen zügig abklären zu können, welche (Beziehungs-)Anforderungen die SchülerInnen an das Be- und Erziehungsverhalten der jeweiligen Lehrkräfte stellen. Wenn wir diese Anforderungen frühzeitig erkennen, dann können wir auch – im Wissen um unsere eigenen bevorzugten Beziehungsbedürfnisse – situativ sensibel und professionell reflektierend den Beziehungsaufbau wirksam unterstützen. Dem Kind können wir dadurch – wohlgemerkt ohne sich selbst dabei aus den Augen zu verlieren – für den Entwicklungsstand und den Beziehungsaufbau passende, jedoch nicht zwingend komplementäre, bindungsbezogene Erfahrungen ermöglichen.

Womöglich ist es sogar für die Entwicklung gerade von Kindern und Jugendlichen mit herausfordernden Verhaltensweisen wesentlich, dass wir ihnen erweiterte zwischenmenschliche Erfahrungen ermöglichen, die den verinnerlichten Bindungskonzepten in einem geschützten Rahmen Alternativen gegenüberstellen.Schleiffer (2009, 222) formuliert hier treffend:

„Ein komplementäres, mithin erwartungskonformes Verhalten von Seiten des profes