: Matthias Uhl, Martin Holler, Jean-Luc Leleu, Dieter Pohl, Thomas Pruschwitz
: Die Organisation des Terrors - Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945
: Piper Verlag
: 9783492994361
: 1
: CHF 13.60
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: 20. Jahrhundert (bis 1945)
: German
: 1152
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lange galten Himmlers Dienstkalender der beiden letzten Kriegsjahre als verschollen - bis man sie in einem russischen Archiv in der Nähe von Moskau fand. Die darin erfolgten Eintragungen sind deshalb so brisant, weil dieser Zeitraum den Höhepunkt der deutschen Gräueltaten an den Völkern Europas markiert. Erstmals werden sie nun durch ausgewiesene Experten für die Geschichte des Holocaust und der NS-Diktatur entschlüsselt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Der spektakuläre Fund belegt, wie diese Verbrechen vom Reichsführer-SS initiiert und organisiert wurden. Die Kalendernotizen zeigen zudem, wer an diesen Entscheidungen beteiligt war, wer zum engsten Kreis um Himmler gehörte und wie jene Männer handelten, die Europa zerstörten und für den größten Massenmord der Geschichte verantwortlich sind.

Dr. Matthias Uhl, Studium der Geschichte und der osteuropäischen Geschichte in Halle und Moskau. 2000-2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte/Abteilung Berlin. Seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Moskau. Forscht zur Geschichte der Sowjetunion und des Zweiten Weltkrieges. Veröffentlichte zur nationalsozialistischen Diktatur und sowjetischen Militärgeschichte.

Januar bis März 1943


Die Niederlage von Stalingrad und die Verschärfung der Judenverfolgung

Das Jahr 1943 begann für die deutsche Führung mit schweren militärischen Niederlagen. Zwar hatte die Wehrmacht bereits im Dezember 1941 westlich von Moskau einen ersten Rückzug antreten müssen, doch die Einschließung der 6. Armee und weiterer Verbände der Achsenmächte bei Stalingrad im November 1942 leitete – mit dem Verlust von mehr als 300000 Mann – das bis dahin größte militärische Desaster in der deutschen Militärgeschichte ein. Anfang Februar 1943 kapitulierten die Reste der in Stalingrad eingeschlossenen Truppen.

Parallel zu dem, was sich in Stalingrad abspielte, hatte am 31. Dezember 1942 die Evakuierung der deutschen Truppen aus dem nördlichen Kaukasus begonnen. Bei ihrem erzwungenen Rückzug hinterließ die Wehrmacht nur »verbrannte Erde«. Erst im Frühjahr 1943 gelang es der Wehrmachtführung, die Front im Süden Russlands zu stabilisieren. Mitte März 1943 konnten deutsche Verbände sogar die Großstadt Charkow zurückerobern.SS-Truppen taten sich dabei besonders hervor, was die deutsche Propaganda nutzte, um die Waffen-SS als Elitetruppe und »Frontfeuerwehr« zu stilisieren.

Doch nicht nur im Osten zeichnete sich klar die Wende des Krieges ab. Im November 1942 hatten die Briten und ihre Verbündeten den deutsch-italienischen Verbänden unter Rommel bei El Alamein in Ägypten eine schwere Niederlage zugefügt, sodass sich die Reste seiner Truppen weitgehend ungeordnet nach Westen zurückzogen. Gleichzeitig landeten westalliierte Einheiten in Marokko und Algerien und errichteten in Nordafrika eine zweite Front. Die Achsentruppen mussten Ende Januar 1943 Libyen räumen und sich nach Tunesien zurückziehen, wo ihnen allerdings die Einschließung drohte.

Im Luftkrieg begann Anfang März 1943 mit der sogenannten Schlacht um die Ruhr der Versuch der Alliierten zur systematischen Zerstörung der deutschen Rüstungsindustrie. Mit einem Luftschlag auf Wilhelmshaven hatte sich am 27. Januar die Bomberflotte derUSA mit Tagesangriffen in den strategischen Luftkrieg eingeschaltet. Die deutsche Luftverteidigung, gebunden durch den Einsatz an den Fronten, musste weitgehend tatenlos zusehen. Die Bombardements trafen vor allem die Zivilbevölkerung und hatten zunächst kaum Produktionsausfälle zur Folge. Lediglich im Atlantik konnte die deutsche Kriegführung letzte militärische Erfolge vermelden. Bis März 1943 versenkten deutsche U-Boote hier zahlreiche Schiffe alliierter Versorgungskonvois.

Nachdem die deutsche Mordmaschinerie zur Vernichtung der Juden 1941/42 unter seiner Leitung ohne Stockungen angelaufen war, konzentrierte sich Himmler in der zweiten Kriegshälfte vor allem auf den Ausbau de