Kapitel 1
Mrs. Blake, fing er mit seiner Erzählung an, ich glaube, mit mir stimmt etwas nicht. Ich leide zwar nicht, ganz im Gegenteil, ich genieße mein Leben in vollen Zügen, doch ich habe die Befürchtung, dass sich mein Sexualleben in eine Richtung entwickelt, die vielleicht gefährlich werden könnte. Sie werden sicherlich erkennen, ob und welche Gefahren mir in Zukunft drohen, und Sie werden mir sicherlich helfen können, mein Schicksal in die richtige Richtung zu lenken.
Es handelt sich um meine Ehe, beziehungsweise um die Entwicklung meiner Ehe. Ich liebe meine Frau über alles, ich habe sie aus Liebe geheiratet, trotzdem habe ich sie verlassen, obwohl ich heute an ihr vielleicht noch mehr hänge als in der Zeit, als unsere Ehe noch – zumindest im gutbürgerlichen Sinne – in Ordnung war.
Ich brachte reichlich sexuelle Erfahrungen mit, als ich mich mit meiner Frau Mary vermählte. Auch sie hatte bereits einige kurze, bedeutungslose Affären hinter sich, um die ich mich aber nicht gekümmert hatte. Ich habe nie nach ihren Erfahrungen gefragt, diese waren noch vor meiner Zeit und hatten mit unserer Liebe und unserer Ehe nichts zu tun.
Wir lebten vier Jahre zusammen, und in dieser Zeit war ich meiner Frau immer treu. Nun,(Mr. Kendall hielt hier kurz inne) hmm, bis auf einen einzigen Fall, der aber völlig bedeutungslos war, ich habe ihn fast völlig vergessen. Er ist nicht erwähnenswert.
Hier wurde ich plötzlich hellhörig. Wenn mir meine Patienten etwas verheimlichen wollen und es als ,unwesentlich‘ bezeichnen, schrillt bei mir immer die Alarmglocke. Deshalb sagte ich: »Mr. Kendall, überlassen Sie mir zu beurteilen, was wichtig ist und was nicht. Wenn ich Ihr Seelenleben durchforsten soll, kann für meine Arbeit jede auch noch so unbedeutende Kleinigkeit von eminenter Bedeutung sein. Deshalb bitte ich Sie, mir diesen ,einzigen‘ Fall der Untreue zu erzählen. Aber bitte ganz genau und in allen Einzelheiten.«
Und als ich sah, dass sich Mr. Kendall genierte, habe ich ihn beruhigt und ihm versichert, dass er mir alles ruhig anvertrauen kann, denn für mich ist alles natürlich, ich habe für alles Verständnis, und er kann sicher sein, dass meine Ohren schon viele haarsträubende Geschichten zu hören bekamen, und ich habe deshalb noch keinen einzigen Menschen verurteilt. Nach soviel Zureden war er dann bereit, seinen Seitensprung zu erzählen, was er erst zögerlich tat, doch später kam er so richtig in Schwung, und schließlich schien ihm seine Geschichte doch nicht mehr so bedeutungslos.
Es war nur, weil sie so dick war, begann Mr. Kendall seine Erzählung. Ich meine, diese Putzfrau. Ich bin Bauingenieur und habe mein eigenes Büro. Etwa anderthalb Jahre lang arbeitete bei mir eine Putzfrau. Sie war ziemlich dick, ich widmete ihr eigentlich keine Aufmerksamkeit. Sie kam immer zum Arbeiten, wenn ich mein Büro verlassen hatte und nach Hause fuhr. Wir sagten einander Hallo, und das war eigentlich alles.
Erst als sie ihre Arbeit gekündigt hat, habe ich sie zum ersten Mal so richtig angeschaut. Sie führte nämlich als Grund ihrer Kündigung ihre bevorstehende Heirat an. Ich wunderte mich, dass es einen Mann gibt, der eine so extrem dicke Frau heiraten will, und sah sie mir genauer an. Sie war etwa dreißig Jahre alt und hatte ein ganz nettes Gesicht. Nur war an ihr leider alles irgendwie zu groß geraten: Ihre Brüste sahen aus wie zwei reife Wassermelonen, ihre Arme waren rund und dick, sie hatte auch einen Bauch und einen Arsch – Entschuldigung, einen Hint