Eins
Die Mondsichel war eben am westlichen Horizont untergegangen, als eine Gruppe von zehn Reitern aus dem Waldstück hervorkam. Sie ritten noch ein kleines Stück weiter, bis sie die Hügelkuppe erreicht hatten, von der aus man Schloss Araluen sehen konnte. Der Reiter in der Mitte hob eine Hand, um anhalten zu lassen, und die anderen Reiter zogen die Zügel an. Die Pferde schnaubten ungeduldig. Sie spürten, dass dieses große Gebäude Unterkunft, Wasser und Futter bedeutete. Und diese drei Dinge wollten sie so bald wie möglich.
Der Reiter rechts von dem Mann, der das Zeichen gegeben hatte, beugte sich erwartungsvoll im Sattel nach vorn und studierte das offene Gelände vor ihnen. Es fiel von der Hügelkuppe sanft nach unten ab und begann dann in Richtung des Schlosses wieder anzusteigen, hier und da gab es kleine Baumgruppen und schattige Haine. Doch zum größten Teil war das Gelände frei, sodass ein Reiter sofort bemerkt werden würde, wenn jemand Ausschau hielt.
Und es war nur allzu wahrscheinlich, dass immer jemand Ausschau hielt. Im Augenblick war die offene Parklandschaft verlassen. Wenn jemand das Gelände beobachtete, musste er sich im Schloss selbst befinden.
Die meisten Fenster des Schlosses lagen in Dunkelheit – wie es um diese späte Stunde nicht anders zu erwarten war. Entlang der Mauern brannten jedoch in regelmäßigen Abständen Leuchtfeuer und zu beiden Seiten des Tors flackerten Fackeln. Das Tor selbst war jetzt geschlossen, um etwaige Eindringlinge abzuhalten.
»Sieht alles normal aus«, sagte der Anführer der Gruppe.
Der Mann neben ihm nickte. »Das habe ich auch erwartet. Und selbst wenn es vielleicht nicht so wäre …«
Beide Männer sprachen gallisch. Während sie noch zögerten, leuchtete auf den Mauern oberhalb des riesigen Tors und der Zugbrücke eine gelbe Laterne auf, deren Schein bis zu den Granitmauern neben dem Eingang reichte.
»Und da ist auch schon das Signal«, sagte der Anführer. Er drehte sich zu einem Reiter auf der anderen Seite. »Jules, gib die Antwort.«
Der Mann, den er angesprochen hatte, hielt Feuerstein und Zunder bereit, und an seinem Sattelknauf hing eine Laterne. Er brauchte nur wenige Momente, um eine kleine Flamme zu entfachen und gegen den Docht der Laterne zu halten. Sobald der Docht entzündet war, schloss er die aus blauem Glas bestehende Vorderseite der Laterne. Er hielt das Licht hoch, damit der blaue Schein auf die kleine Gruppe fiel.
Sekunden später wurde das Licht auf den Schlossmauern langsam von links nach rechts und wieder zurück bewegt. Das Ganze wurde drei Mal wiederholt.
»Das heißt, es ist alles in Ordnung«, sagte der Anführer, gab seinem Pferd die Sporen und ritt los, neben ihm der Mann, der eben gesprochen hatte. Die anderen Reiter folgten in zwei Reihen.
In langsamem Trab näherten sie sich dem Schloss, die Hufe ihrer Pferde waren auf dem weichen Boden kaum zu hören. Als sie das Ende des Abhangs erreicht hatten und aus der Senke heraus wieder hangaufwärts auf das Schloss zuritten, wurden die Pferde natürlich etwas langsamer, und die Reiter trieben sie zu größerer Geschwindigkeit an. Das Rasseln eines gewaltigen Räderwerks war zu hören, und oben an der Zugbrücke zeigte sich ein Lichtschlitz, der im Laufe des Herablassens immer breiter wurde.
Als die Reiter schließlich nur noch etwa dreißig Meter entfer