Zwischen Sicherheit
und Freiheit
Der Lohn der Freiheit
ist ein selbstbestimmtes Leben!
Chris Hunt
Sicherheit ist schon immer und für uns alle ein Grundbedürfnis, das uns aufatmen und beruhigt leben lässt. In früheren Zeiten haben Menschen, um sich sicher zu fühlen, den Göttern Opfergeschenke dargereicht, magische Rituale für ihren Schutz durchgeführt, haben religiöse oder philosophische Konzepte entwickelt und daraus ihre Kraft geschöpft. Genau wie sie damals brauchen auch wir heute das Gefühl, dass es etwas Beständiges und Vorhersehbares gibt, auf das wir uns verlassen können. Vieles ist für uns so selbstverständlich, dass wir gar nicht merken, wodurch wir unser Gefühl von Sicherheit beziehen. Wir haben in aller Regel ein Dach über dem Kopf, einen Arbeitsplatz, soziale Beziehungen, sind gesund (zumindest meistens) und können uns frei bewegen, auch wenn wir durch den Corona-Lockdown einige Einschränkungen erlebt haben. All dieses zusammen vermittelt uns einen Rahmen, der uns bei allem gesellschaftlichen Wandel immer noch eine gewisse stabile Ordnung und Orientierung gewährleistet. Wir können uns überwiegend geschützt fühlen und darauf vertrauen, dass unsere Existenz nicht infrage gestellt ist, wenn wir achtsam mit uns selbst und anderen umgehen. Das ist auch gut so, denn erst Sicherheit eröffnet die Freiheit, uns mit unseren Wünschen, Zielen, Bedürfnissen zu befassen und das zu tun, was wir tun wollen. Wir brauchen ein gewisses Maß an Sicherheit, damit wir die Möglichkeiten der Freiheit nutzen können. Doch mit der Freiheit ist es so eine Sache.
Wir leben in einer Zeit, in der es so viele Möglichkeiten gibt wie nie zuvor. Es entstanden in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedliche Lebensentwürfe und Strömungen mit der Betonung des Individuums, es gibt inzwischen eine Vielzahl von Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, prinzipiell steht uns die ganze Welt offen. Das war nicht immer so, denn unsere Großeltern hatten wesentlich weniger Wahlmöglichkeiten. Religion und Tradition spielten eine größere Rolle, die Lebensformen waren mehr oder weniger vorgezeichnet. Heute dagegen haben wir in jedem Bereich Entscheidungsmöglichkeiten, aber auch Entscheidungsnotwendigkeiten. Das kann irritierend, bisweilen verunsichernd und deprimierend sein, denn man will ja aus all den Optionen die richtige Entscheidung treffen. Dabei ist jede Entscheidung richtig, denn wir machen auf jedem Weg nützliche Erfahrungen, lernen auf jedem Weg etwas dazu. Und manchmal gilt der alte Spruch: »Umwege erhöhen die Ortskenntnis!« Dabei gibt es in meinen Augen keinen Umweg, denn jeder Weg, den du beschreitest, ist dein Weg, und der hat mit deiner Freiheit zu wählen zu tun.
Was heißt denn nun Freiheit? Allein schon das Wort weckt unterschiedliche Vorstellungen. Für manche Menschen ist Freiheit die ultimative Sehnsucht nach einem Leben ohne Arbeit und Verpflichtung, eine schöne paradiesische Fantasie. Die meisten Menschen stellen sich unter Freiheit ein Leben vor, »in dem ich tun kann, was ich will«.
Dabei tauchen dann die Fragen auf: Was hindert jemanden, das zu tun, was er tun will? Was macht ihn unfrei?
Je bewusster die Menschen werden, desto mehr merken sie, dass sie gelegentlich etwas zurückhält, ihr Potenzial zu leben, doch sie wissen nicht, was es ist. Sie fühlen sich nicht frei – und wollen doch frei, unabhängig und selbstbestimmt sein, denn Freiheit ist ebenso ein Grundbedürfnis wie Sicherheit. Sie suchen zu Recht nach ein