: Mechthild Schroeter-Rupieper
: In deiner Trauer getragen Trost finden in Zeiten des Abschieds
: bene! eBook
: 9783963400650
: 1
: CHF 14.00
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Lebensbegleiter für die Zeit des Abschiednehmens - ein einfühlsamer Ratgeber für alle, die Sterbende und Trauernde begleiten oder selbst einen geliebten Menschen verloren haben und Trost suchen. Die Autorin Mechthild Schroeter-Rupieper ist Begründerin der Familien-Trauerarbeit in Deutschland und lässt viele Fallbeispielen und Geschichten aus der Praxis trauernder Familien einfließen. Wenn ein Familienmitglied oder ein naher Angehöriger erkrankt, fühlen sich viele Menschen alleingelassen und überfordert. Besonders dann, wenn abzusehen ist, dass die Zeit, die noch miteinander bleibt, begrenzt ist. In solch einer Situation benötigen Eltern, Kinder, Angehörige, Lehrer, Erzieher und Freunde oft Hilfe, Begleitung und Trost. Das neue Buch von Mechthild Schroeter-Rupieper ist ein »Lebensbegleiter« für Sterbende und deren Angehörige, für Trauernde nach einem Sterbefall. In einfühlsamen Texten wird deutlich, warum es so wichtig ist, dass wir uns den aufkommenden Fragen offen und ehrlich stellen - und der Trauer in uns Raum geben, um Trost zu finden. Keine Frage, kein »Tabu« wird ausgelassen, wenn Mechthild Schroeter-Rupieper auf Basis ihrer langjährigen Arbeit mit Todkranken und Trauernden über alle Themen rings ums Sterben, über gutes Abschiednehmen oder heilsames Trauern spricht - immer in der guten und tröstlichen Gewissheit, dass wir letztlich nicht tiefer fallen können, als in Gottes Hand.

Mechthild Schroeter-Rupieper, Jahrgang 1964, lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Gelsenkirchen. Als Begründerin der Familien-Trauerarbeit in Deutschland, als Mitbegründerin in Österreich und der Schweiz ist sie europaweit als Fortbildungsreferentin tätig. In Vorträgen und Seminaren bietet die seit 1992 erfahrene Familien-Trauerbegleiterin Hilfestellungen in Trauer- und Trennungssituationen. www.familientrauerbegleitung. e

Kapitel 1

Wenn die Diagnose da ist


»Nein, nein, nein! Das glaube ich nicht! Das kann nicht wahr sein!« Diese oder ähnliche Worte sind meist das Erste, was in einem Menschen aufkommt, wenn er eine tödliche Diagnose mitgeteilt bekommt. Angehörige und Freunde, die davon erfahren, reagieren ähnlich. Am liebsten würden die Betroffenen einfach weglaufen, weit weg von allem. »Es war wie im falschen Film«, sagen viele rückblickend. Man ist fassungs- und sprachlos, verwirrt oder einfach leer. Manche vergießen keine einzige Träne, bei anderen hören sie gar nicht mehr auf zu laufen. Die einen versuchen, das Gehörte zu verdrängen, andere stellen Fragen über Fragen.

In den folgenden Tagen, Wochen und Monaten können Gefühle wie Gereiztheit, Wut, Enttäuschung, Schuldfragen und Schuldzuweisungen auftreten. Wichtig ist: Jede Reaktion ist in Ordnung. Es geht jetzt erst einmal darum, es »sacken zu lassen«, es zu verstehen und anzunehmen. Dafür hat jede und jeder einen eigenen Weg.

Auch die Art und Weise, wie Betroffene die ersten Tage nach der Diagnose verbringen, ist sehr unterschiedlich. Die einen gehen es direkt an: Sie machen einen Termin beim Notar, kümmern sich um ihre Sterbeversicherung und klären die letzten Dinge. Andere ziehen sich erst einmal zurück, brauchen Ruhe und Zeit für sich, um das Gehörte zu begreifen und wieder reaktionsfähig zu werden. Wieder andere verdrängen alles, versuchen, ihren Alltag trotz der verlorenen Normalität möglichst normal zu leben, und bemühen sich, der Wahrheit noch ein paar Tage davonzulaufen. Wieder eine andere möchte stark sein, vor sich und anderen keine Schwäche zeigen und verliert dadurch an Kraft. Der eine sucht die Nähe des Partners, die andere gerade nicht. Dem einen ist es wichtig, weiter arbeiten zu gehen, die andere holt sich möglichst viele Informationen, um sich auf die letzten Monate vorzubereiten.

Wie gesagt: Jeder reagiert anders. Und jede Reaktion ist richtig!

 

Sterbephasen nach Kübler-Ross

Die bekannte Psychiaterin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross spricht von fünf Sterbephasen, die schwer kranke Menschen durchlaufen können – allerdings nicht unbedingt in der benannten Reihenfolge. Manchmal kommt es auch zu Umwegen oder Rückschlägen, einzelne Phasen können wiederholt werden. Das kann etwa nach hoffnungsvollen Zeiten geschehen, in denen die oder der Betroffene wieder begonnen hat, auf Heilung oder zumindest ein längeres Leben zu hoffen.

Ich möchte Ihnen diese Phasen kurz vorstellen. Unbedingt möchte ich aber darauf hinweisen, dass das Sterben – ebenso wie das gesamte Leben – von der Persönlichkeit und der Lebenssituation beeinflusst wird und immer individuell ist. Kein Mensch ist wie der andere. Bei Menschen, die sich im letzten Stadium ihres Lebens befinden, können sehr unterschiedliche Gefühle und Reaktionen aufkommen, wenn es um den Abschied geht. Daher gibt es nichtden präzisen Ablauf der Sterbephasen. Angehörige und Sterbebegleiter sollten das Leben und Sterben des Erkrankten nicht auf starre Phasen reduzieren.

Die Phasen können jedoch für den Betroffenen selbst wie auch für die Angehörigen, die mit in den Sterbeprozess eingebunden sind, eine Orientierungshilfe sein in der Zeit nach der Diagnose.

 

Meist gibt es vor der Diagnose eine Vorahnung. Sie ist der Grund, warum Sterbende zum Arzt gehen. Manche wiederum ahnen, dass etwas nicht in Ordnung ist, schieben den Besuch deswegen lange vor sich her. Wenn dann eine lebensbedrohliche Erkrankung diagnostiziert wird, beginnt die erste Phase.

 

Phase 1: Schock und Verleugnung (Nicht-wahr-haben-Wollen, Verneinung der Tatsache)

Schwer erkrankte Menschen, die über ihre tödliche Krankheit informiert werden, reagieren oft wie unter Schock. Sie wollen nicht glauben, was sie gehört oder gelesen haben. Sie fühlen sich in dieser Situation verzweifelt, alleine und hilflos.

Erkrankte lehnen den Gedanken an den Tod und die Auseinandersetzung mit ihm ab. Sie weigern sich, sich damit zu beschäftigen, und leugnen ihn. Diese Trauerphase bildet den eigentlichen Anfang des Trauerprozesses. Sie kann wenige Stunden, oft aber auch Tage oder sogar mehrere Wochen dauern.

 

Phase 2: Einsetzen der Gefühle, Auflehnung, Fragen und Aggressionen

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