Was ist ganzheitliche Krankheit?
Zunächst klingt es paradox, aber Krankheit kann auch als Chance gesehen werde. Wer sich bewusst damit auseinandersetzt, kann sich ganzheitlich heilen.
Wenn es eine ganzheitliche Gesundheit gibt, dann gibt es auch eine ganzheitliche Krankheit. Sie resultiert auch aus den beschriebenen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen, wie dies an den folgenden Beispielen nachvollzogen werden kann.
Denken Sie einmal an Ihre letzte Erkältung. Alles tat weh, Sie hatten Muskelschmerzen, die Nase war zu, Sie haben in der Nacht schlecht geschlafen, kurzum, Sie fühlten sich körperlich schlecht. Dieser schlechte körperliche Zustand wirkte sich auf Ihre Psyche aus. Sie gingen Ihren Mitmenschen wahrscheinlich sogar auf den Geist, weil Sie »nicht gut drauf« waren.
Es gibt körperliche Erkrankungen, die erst einmal nicht als solche erkannt werden. Dadurch kann es passieren, dass eine psychische Diagnose gestellt wird, obwohl eine körperliche Krankheit zugrunde liegt. In meiner Arbeit als Psychotherapeutin und als Heilpraktikerin habe ich die Ganzheitlichkeit im Blick. Ich schaue mir die mitgebrachten Blut- und Laborbefunde an und versuche, diese in den ganzheitlichen Zusammenhang zu bringen.
Folgende Fallbeispiele zeigen, wie schwer es manchmal ist, zwischen psychischer und körperlicher Ursache bei einer Krankheit zu unterscheiden, da Krankheit auch aus unterschiedlichen Bereichen entstehen kann (körperlich, psychisch, sozial etc.).
Anna B. (28 Jahre) ist als Sachbearbeiterin tätig. Sie hatte schon eine Menge Überstunden angesammelt, da viele Mitarbeiter krank waren. Seit Monaten fühlte sie sich »schlecht«. Sie war vor allem müde und schlapp und wollte nur noch schlafen. Die Ärzte fanden keine Erklärung und rieten ihr zu einer Psychotherapie, da eine Erschöpfung mit depressiven Episoden vermutet wurde. In unserem Erstgespräch stellte sich heraus, dass Anna viele Symptome hatte: allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Bauchschmerzen. Die Stimmungsschwankungen waren allerdings erst in den letzten Wochen aufgetreten.
Anna erzählte in der Therapie, dass sie nach langen gemeinsamen Überlegungen mit ihrem Freund gerade zusammengezogen sei und sie mit ihm glücklich sei. Kurz nach dem Einzug in die neue Wohnung habe sie eine »dicke Erkältung« gehabt. Sie schob dies auf die zu kalt eingestellte Klimaanlage an ihrer Arbeitsstelle. Alle seien erkältet. Sie war zwei Wochen arbeitsunfähig. Es gehe ihr jetzt zwar etwas besser, aber nicht gut.
Aus meiner Sicht lag bei Anna keine Depression vor. Ich empfahl ihr nochmals, ihren Hausarzt aufzusuchen. Der Hausarzt nahm eine Blutuntersuchung vor. Heraus kam, dass Anna an einer Virusinfektion (dem Pfeiffer’schen Drüsenfieber, hervorgerufen durch das Epstein-Barr-Virus) erkrankt war. Dieses Virus führt zu einer Vielzahl von Symptomen, unter anderem auch Stimmungsschwankungen bis hin zu einer