: Brenda Joyce
: Verführt auf dem Maskenball
: Cora Verlag
: 9783733749569
: Historical Victoria
: 1
: CHF 5.30
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Irland 1812: Seit Jahren ist Lizzie heimlich in den skandalumwitterten Tyrell de Warenne verliebt. Jede Nacht träumt sie von diesem Mann, der so gefährlich, so unerreichbar wirkt. Aber wie soll eine unerfahrene junge Dame wie sie einen echten Frauenhelden für sich gewinnen? Lizzies einzige Hoffnung ist der Maskenball im fernen London, auf dem sie Tyrell zu erobern hofft. Tatsächlich kommt es im Rausch der Ballnacht zum lang ersehnten, leidenschaftlichen Kuss. Doch Lizzie hat die Rechnung ohne ihre Schwester Anne gemacht: die hat seit jeher eine Schwäche für hinreißend attraktive Männer wie Tyrell - und verfügt über die Waffen einer Frau ...



<p>Brenda Joyce glaubt fest an ihre Muse, ohne die sie nicht New-York-Times-Bestseller-Aut rin hätte werden können. Ihre Ideen treffen sie manchmal wie ein Blitz - zum Beispiel beim Wandern, einem ihrer Hobbys neben der Pferdezucht. Sie recherchiert für ihre Historicals so genau, dass sie auch reale historische Figuren und sogar echte Zeitungsschlagzeilen von damals in ihre Romane einbinden kann. Oft verliebt sie sich beim Schreiben regelrecht in ihre Hauptfiguren.</p>

1. KAPITEL

Eine schicksalhafte Begegnung

Elizabeth Anne Fitzgerald starrte auf den Roman in ihren Händen, aber die Worte ergaben keinen Sinn. Genau genommen erschienen ihr die Buchstaben so verschwommen, als würde sie ihre Lesebrille gar nicht tragen. Vielleicht war das ganz gut so. Mama hasste es, wenn sie bei Tisch las, und sie hatte sich mit ihrem Liebesroman schon vor einiger Zeit hier hingesetzt, um das Frühstück einzunehmen, das jetzt vergessen vor ihr stand. Seufzend schlug Lizzie das Buch zu. Sie kam zu dem Schluss, dass sie wegen des morgigen Tages zu aufgeregt war, um sich auf irgendetwas zu konzentrieren.

Aufgeregt und ängstlich.

Am Kopf der Tafel saß Papa mit dem gestrigen Exemplar derDublin Times. Die Zeitung raschelte, als er nach seiner Teetasse griff, vollkommen vertieft in einen Artikel über den Krieg. Ein Stockwerk höher befand sich der Haushalt in Aufruhr. Lizzie hörte, wie ihre Mutter und die beiden älteren Schwestern in den Schlafzimmern hin und her eilten, hin und her, hin und her, mit hektisch klappernden Absätzen. Und sie hörte auch Annas Klagen und Georgies kurze, vernünftige Einwände. Mama rief Kommandos wie ein Soldat. Papa schien nichts davon zu bemerken, aber ein derartiges Chaos war im Hause der Fitzgeralds nichts Ungewöhnliches.

In der Hoffnung, einen Blick von ihm zu erhaschen, sah Lizzie ihn an. Gern hätte sie geredet, aber sie war nicht sicher, ob sie sich jemandem anvertrauen sollte.

„Du starrst mich an“, sagte er, ohne aufzusehen. „Was ist los, Lizzie?“

Sie zögerte. „Ist es normal, so nervös zu sein?“

Über den Rand seiner Zeitung hinweg blickte Papa zu ihr hin und lächelte liebevoll. „Es ist nur ein Ball“, sagte er. „Es mag dein erster sein, aber ganz gewiss nicht dein letzter.“ Er war von kleiner Statur, frühzeitig ergraut, trug einen grauen Backenbart und stets eine freundliche Miene zur Schau. Genau wie Lizzie benötigte er eine randlose Brille, allerdings nicht nur beim Lesen. Das Einzige, was Lizzie je daran bedauert hatte, war, so schlechte Augen von einem so wundervollen Vater geerbt zu haben.

Sie fühlte, wie sie errötete, und versuchte, dem gütigen Blick ihres Vaters auszuweichen, damit er nicht erriet, wie aufgeregt sie war. Schließlich war sie inzwischen sechzehn Jahre alt, eine erwachsene Frau oder doch jedenfalls beinah. Niemand in ihrer Familie sollte wissen, dass sie noch überaus kindliche Fantasien hegte – die, genau betrachtet, in den stillen Stunden der Nacht gar nicht mehr so kindlich waren.

Sie errötete noch mehr.

Unter dem Tisch strich eine streunende Katze, die sie im vergangenen Jahr aufgenommen hatte, um ihre Knöchel und schnurrte.

Aber Papa durchschaute sie. Er legte die Zeitung beiseite und betrachtete sie aufmerksam. „Lizzie, es ist nur ein Ball. Und du bist schon vorher in dem Haus gewesen.“ Damit meinte er das Haus des Earl of Adare. „Weißt du, meine Liebe, keinem von uns ist entgangen, wie merkwürdig du dich in den letzten Tagen verhalten hast