„Habt ihr schon das Neuste über unsere Lieblingslehrerin gehört?“ Cathy hob einen Kiesel auf und schleuderte ihn flach über den See, der in der Sonne glänzte wie flüssige Seide. Der Stein hüpfte über die Wasseroberfläche, jeder Absprung malte sich vergrößernde Kreise aufs Wasser.
Shaman, der neben Zoe vor sich hin gedöst hatte, hob seinen schwarzen Kopf und sah dem Stein nach, bis er im Wasser versank. Zoe streichelte seine samtige Nase. Er schnaubte warmen Atem durch ihre Finger.
„Du meinst Mrs. de Cesco?“ Isabelle zog die Augenbrauen hoch.
Unsere Lieblingslehrerin. Das war natürlich blanke Ironie. Keine andere Lehrerin in der Snowfields Academy war unbeliebter als die stellvertretende Direktorin Ellen de Cesco. Die ehemalige Turnierreiterin wurde nicht nur wegen ihrer Strenge gefürchtet, sondern vor allem, weil sie so gnadenlos und grausam war.
„Was hat sie denn jetzt wieder angestellt?“, fragte Zoe.
Die drei Freundinnen saßen an ihrem Lieblingsort, einer einsamen Bucht am See, die außer ihnen kein anderer Schüler kannte. Nach einem ausgedehnten Ritt durch den Wald genossen sie hier die warme Herbstsonne.
„Sie hat Audrey gekillt“, sagte Cathy.
„Gekillt?“, fragte Zoe entsetzt.
„Na ja, sie fliegt raus. Sie packt gerade ihre Sachen.“
„Das kann nicht wahr sein.“ Zoe sah ihre Freundin ungläubig an. „Audrey war doch Feuer und Flamme für Mrs. de Cesco. Und hat immer alles getan, was sie wollte.“
„Das war offensichtlich nicht genug.“ Cathy schleuderte noch einen Kiesel ins Wasser, aber dieser Stein versank sofort.
„Krass.“ Isabelle kämmte mit der Hand durch ihre braunen Haare, die wie immer wirkten, als hätte sie sie gerade eben erst gewaschen und dann stundenlang geföhnt. Glatt und glänzend fielen sie über ihre Schultern. „Audrey ist bestimmt vollkommen fertig.“
„Sie heult sich die Augen aus“, sagte Cathy. „Dabei sollte sie froh sein, dass sie die Hexe endlich los ist.“
Niemand in der Schule verabscheute Mrs. de Cesco mehr als Cathy. Und ihre Abneigung wurde genauso leidenschaftlich erwidert. Mrs. de Cesco hätte Cathy am liebsten gleich von der Schule geschmissen, aber zum Glück hatte sie darüber nicht zu bestimmen.
Cathy, Zoe und Isabelle gingen in Caleb Coles Pferdeflüsterer-Klasse. Die Klasse gab es erst seit einem Jahr und sie war Ellen de Cesco von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. Natural Horsemanship – wie man die Pferdeflüsterei offiziell nannte – hatte ihrer Meinung nach an einem Eliteinternat für angehende Reitprofis nichts verloren. Hier ging es nur um Disziplin, Einsatz und den bedingungslosen Willen zum Sieg.
„Erst Natasha, nun Audrey.“ Zoe tätschelte gedankenverloren Shamans Hals. „Wenn Mrs. de Cesco so weitermacht, hat sie bald keine Schüler mehr.“
„Es kommt ja Nachschub“, meinte Cathy. „Nächste Woche fangen zwei neue an, hab ich gehört.“
„Mitten im Schuljahr?“ Isabelle sah sie verwundert an. „Warum das denn?“
„Tja, die Warteliste ist lang. Die Leute stehen Schlange, um mit der berühmten Ellen de Cesco zu arbeiten.“ Cathy spuckte verächtlich aus.
„Der Erfolg gibt ihr leider recht“, sagte Isabelle. „Im ve