: Joyce Carol Oates
: Verfolgung Roman
: Osburg Verlag
: 9783955102210
: 1
: CHF 11.50
:
: Spannung
: German
: 220
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Kind quält Abby Nacht für Nacht ein immer wiederkehrender Traum, in dem sie über ein Feld, übersät von Schädeln und Knochen, wandelt. Später, als Erwachsene ist sich Abby sicher, diesen Traum hinter sich gelassen zu haben. Bis zum Abend vor ihrer Hochzeit, an dem der schreckliche Traum zurückkehrt und sie mit den dunklen Geheimnissen konfrontiert, die sie bislang vor Willem, ihrem künftigen Ehemann, verborgen hat. Am folgenden Tag - Abby ist weniger als 24 Stunden verheiratet - tritt sie auf die Straße und wird von einem Bus erfasst. Während seine Frau halb im Koma, halb im Wachzustand im Krankenhaus liegt, versucht Willem herauszufinden, ob der Unfall ein bloßes Missgeschick oder eine absichtliche Tat war, und stößt dabei auf rätselhafte Hinweise, auf das, was seine Frau möglicherweise verbirgt. Warum zum Beispiel hat sie einen ausschlagähnlichen roten Abdruck um ihr Handgelenk? Was wühlt sie in ihren Träumen derart auf, dass sie durch ihre eigenen Schreie erwacht? Allmählich öffnet sich Abby ihrem Ehemann und erzählt ihm, was sie bislang noch niemandem anvertraut hat. In Verfolgung lassen uns Gedankenfragmente von einer Erzählebene zur anderen, von einem Kapitel zum nächsten springen, sie spiegeln die Zerrissenheit der Protagonistin in Gegenwart, Vergangenheit und Traum wider. Realität und Albtraum sind kaum voneinander zu trennen, treiben die Handlung atemberaubend bis zum Finale.

Joyce Carol Oates, geboren 1938, schrieb mehrere US-Bestseller, wie 'We were the Mulvaneys' (dt. Wir waren die Mulvaneys, 1996), 'Blonde' (dt. Blond, 2000) und 'The Falls' (dt. Niagara, 2004). Oates studierte Englisch und Philosophie und lehrt seit 1978 in Princeton. Für ihre Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke erhielt sie zahlreiche Preise, u. a. den National Book Award und mehrmals den O'Henry-Preis.

Die Braut


Ein blendend-greller Aprilmorgen eines verlorenen Jahres. Ist sie ersteinen Tag verheiratet?

Genau genommen ist sie zu dieser Zeit (elf Minuten nach acht) gerade einmal einundzwanzig Stunden verheiratet.

Diese Erkenntnis raubt ihr den Atem. Ein Schock.

Nein, ist das wirklich mir passiert? Verheiratet.

Im Raritan-Avenue-Bus, der sie ins Stadtzentrum von Hammond bringt, hoffte sie inständig, ganz allein in der hintersten Reihe sitzen zu können. Dem wundersamen Gefühl,verheiratetEhefrau … zu sein, ohne Störung nachzusinnen.

Doch mit zwanzig hat sie ein süßes, unschuldiges, sommersprossig-leuchtendes Gesicht, das bei Fremden den Wunsch auslöst, sie anzusprechen. Sie anzulächeln.Hal-lo! Verdammt kalt heute Morgen, was? – und sie ist zu höflich, um sich abzuwenden, zu schüchtern, nicht zu antworten, und schon ist es passiert: ihr großes Bedürfnis, im Bus allein zu bleiben, verwehrt.

Der erste Morgen als verheiratete Frau, so wertvoll. Furcht vor Eindringlingen.

Fahren Sie oft mit diesem Bus, Miss? Ich glaube, ich habe Sie schon mal gesehen …

Nein. Nein.

Vielleicht im Kino? Gehen Sie manchmal ins Kino? Letzten Freitag – waren Sie da im Kino? Ich könnte schwören, ich hätte Sie gesehen … Also wirklich: Sie sehen aus, als ob Sie Schauspielerin wären, wie die … wie heißt sie noch …

Nein. Sicher nicht.

Aber Sie sehen besser aus als die. Jünger.

Wie der glimmende Faden in einer Glühbirne – sie glüht. Innerlich. Ihre Glückseligkeit, mit einem guten, anständigen Mann verheiratet zu sein, den sie liebt, der sie verehrt.

Aber das ist ihr privates Glück. Sie möchte es mit beiden Händen umschließen. Eine Flamme vor dem Wind schützen.

Ist das ein Ehering? Hey – Sie sind eine verheiratete Frau?

Entschuldigen Sie, wenn ich neugierig bin