Frauen und Sklaven
USA: Abolitionistinnen und Frauenstimmrechtlerinnen
Obwohl die Frauen in Amerika rechtlich ebenso unmündig waren wie ihre europäischen Schwestern, waren sie – bedingt durch die Widrigkeiten der Kolonisation – den Männern zunächst gleichgestellter als im alten Europa. Die hohen Anforderungen, die bei der Eroberung des Landes an die Pioniere gestellt wurden, brachten es mit sich, dass Frauen nicht nur einen Haushalt führen, auf der Farm mitarbeiten oder einen Planwagen kutschieren mussten, sondern auch für Krankenpflege, Jagd und Verteidigung zuständig waren. In dem gefährlichen Leben der ersten Siedler standen zahlreiche Witwen im fremden Land ihren ›Mann‹, ohne auf gesellschaftliche Konventionen Rücksicht zu nehmen. Erst mit zunehmender Komplexität der kolonialen Gesellschaft rückte dieser zumindest im Alltag nahezu ebenbürtige Status in den Hintergrund. Bevor diese Situation jedoch Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen wurde, vergingen viele Jahre.
Anne Hutchinson war1634 die erste Frau auf amerikanischem Boden, die mit emanzipatorischen Forderungen an die Öffentlichkeit trat und darauf beharrte, dass es ihr als Frau erlaubt sein müsse, sich eigene Gedanken über Gott zu machen. Sie übte scharfe Kritik an der Bostoner Geistlichkeit und rief andere Frauen auf, es ihr gleichzutun und sich direkt an Gott zu wenden. Damit erklärte sie faktisch die geistliche Obrigkeit für überflüssig und rüttelte in einer puritanischen Gesellschaft, in der es keine Trennung von Kirche und Staat gab, an den Grundfesten des Systems. Zur Abschreckung wurde sie wegen Ketzerei vor Gericht gestellt und nach wochenlanger Inquisition exkommuniziert und verbannt.
Am Vorabend des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges traten Frauen erneut ins Licht der Öffentlichkeit. Aus Empörung über die erzwungene Einfuhr von britischem Tee gründeten Frauen Anti-Tee-Ligen und propagierten die Verwendung von Ersatztees aus Beeren, Salbei und Birkenbräu. Einige schlossen sich – analog zu den »Söhnen der Freiheit« um Samuel Adams – zu den »Töchtern der Freiheit« zusammen und unterstützten nach Kräften den Boykott britischer Waren. Im Unabhängigkeitskrieg kämpften einzelne Frauen aktiv an vorderster Front, wie Molly Pitcher oder Deborah Sampson, die ein Jahr lang als Soldat verkleidet in der Kontinentalarmee diente, bis sie enttarnt wurde. Frauen stürmten Depots und verteilten Waren an Bedürftige und die Armee der Rebellen.
Nachdem sich die Kolonien ihre Unabhängigkeit erkämpft hatten, gründeten die dreizehn Staaten die Vereinigten Staaten von Amerika. Am4. Juli1776 gaben sie sich mit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung eine Verfassung. Diese basiert, inspiriert durch den englischen Philosophen John Locke, auf der naturrechtlichen Doktrin, dass das Individuum unveräußerliche Menschenrechte besitzt. In der US-amerikanischen Wirklichkeit stand dieses Recht jedoch nur frei geborenen weißen Männern zu – Frauen, Sklaven und freie Schwarze waren davon ausgeschlossen. Abigail Adams, Frau des zweiten Präsidenten und Mutter eines weiteren Präsidenten, erklärte deshalb in aller Öffentlichkeit, dass sie sich nicht an Gesetze gebunden fühle, die sie nicht mitverantwortet hätte. Doch nur vereinzelt regte sich Widerstand. Die gesetzmäßig festgelegte Ungleichheit der Geschlechter führte noch nicht zu einer politischen Bewegung.
Der Kampf für Gleichberechtigung begann erst mit der Auseinandersetzung um die Frauenbildung. In den 90er Jahren des18. Jahrhunderts wurde ein von Judith Sargent Murray bereits während des Unabhängigkeitskrieges verfasster Aufsatz veröffentlicht, in dem sie sich mit der Chancenungleichheit von F