„Welches Inserat?“, fragte sie ihn.
Reilly hob seinen ungläubigen Blick von dem wiederauferstandenen Mann und zum Gesicht des Mädchens, das jetzt vor ihm stand. Sie war so groß, dass sie ihr Kinn nur ein wenig nach oben recken musste, um ihm in die Augen zu sehen. Christines Kopf hingegen hatte ihm noch nicht mal bis zur Brust gereicht.
„Welches Inserat, Mr Stanton?“, wiederholte sie.
Reilly hörte sich sagen: „Aber er war tot. Dieser Mann war tot. Er hatte keinen Herzschlag. Ich habe an seiner Brust gehorcht. Da war nichts.“
Sie blickte beiläufig nach hinten zum Fährmann, der die Beglückwünschungen seiner Freunde und Nachbarn genoss, sich sehr daran erfreute, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und noch mehr an dem dampfenden Becher, den ihm jemand in die Hand gedrückt hatte.
„Oh“, sagte sie. „Die Kälte hält sein Herz für gewöhnlich einen Moment lang an. Es braucht einfach ein oder zwei gute Schläge, um es wieder in Gang zu bringen.“
Reilly schüttelte den Kopf. „Kein Wunder, dass sie alle sagten, er sei noch nie zuvor gestorben. Wie oft haben Sie den alten Kerl schon aus dem Hades zurückgeholt?“
„Ein oder zwei Mal“, sagte sie.
Er grinste. „Eher ein halbes dutzend Mal, da bin ich mir sicher. Ich muss sagen, dass ich während meiner Zeit in Paris sicherlich nie auf Literatur gestoßen bin, die diese spezielle Methode, Patienten wiederzubeleben, befürwortet –“
„Oh“, sagte sie und lachte kurz auf. „Tja.Paris.“
Das Lachen ging mit einem Augenrollen einher. Das Mädchen hielt offensichtlich nicht viel von Paris.
„Sie sollten wissen“, sagte Reilly mit verletztem Stolz, „dass ich in Paris bei einigen der angesehensten Gelehrten der Medizin studiert habe.“
„Tja, die angesehensten Gelehrten der Medizin haben Ihnen überhaupt nichts dabei genutzt, Stuben wiederherzustellen, oder?“, antwortete sie.
Reilly runzelte die Stirn. „Ich habe es mir nicht zur Gewohnheit gemacht, meine Patienten auf den Rücken zu schlagen.“
„Vielleicht sollten Sie das“, schlug das Mädchen vor. „Sie würden dann vielleicht nicht so viele von ihnen verlieren.“
Er funkelte sie an. Er musste wohl seine Meinung über sie ändern. Gut, sie war ein Hingucker, aber sie war auch ein ziemliches –
„Aber dann wiederum scheinen Sie es gewohnt zu sein, Dinge zu verlieren.“ Der blauäugige Blick der jungen Frau wanderte von Reillys Gesicht nach unten über seine bloßen Schultern und die behaarte Mitte seines Brustkorbs, bis er anzüglich auf dem Bund seiner Kniehosen verharrte.
Reilly spürte, wie er zum ersten Mal seit langem errötete. Er verspürte einen plötzlichen und vollkommen lächerlichen Drang, sich vor diesem durchdringenden Blick zu schützen.
Er weigerte sich, ihr den Triumph zuzugestehen, ihn in Verlegenheit gebracht zu haben. Finster überkreuzte er seine Arme vor der Brust und sagte: „Der Verlust eines Hemdes ist ein geringer Preis für ein gerettetes Leben.“ Und in Gedanken fügte er hinzu: Selbst für das Leben eines dämlichen Trunkenboldes.
Obwohl er diese letzten Worte nicht laut aussprach, schien Miss Brenna dasselbe zu denken, falls die einzelne Augenbraue, die sie hochzog, ein Anhaltspunkt war. Aber vielleicht dachte sie auch nur darüber nach, dass sie es war und nicht er, der letztlich Stubens erbärmliches Leben gerettet hatte.
Falls sie das dachte, hielt sie sich allerdings davon ab, sie laut auszusprechen. Stattdessen fragte sie noch einmal: „Also, welches Inserat war es, Mr Stanton, das Sie hierher geführt hat?“
„Es heißt genaugenommenDoktor“, sagte Reilly. „Dr. Stanton. Und ich meine natürlich das in derTimes.“
Das Mädchen, das immer noch eine Augenbraue hochgezogen hatte, sah skeptisch aus. „In de