1. KAPITEL
Alana Hawthorne klebte den letzten Umzugskarton zu. Diesmal hatte sie recht schnell gepackt. Anders als damals, als sie von ihrem Heimatort Wauwatosa, einer Vorstadt von Milwaukee, hierher nach Chicago gezogen war. Das hatte sehr viel länger gedauert, weil sie sich ständig hatte entscheiden müssen, was sie mitnehmen wollte und was nicht – was ihr gehörte und was ihrer Schwester Melanie.
Sie lebte mittlerweile sechs Jahre in Chicago und hatte ihr Geld damit verdient, den Gebäudekomplex, in dem sie auch wohnte, erfolgreich zu verwalten. Sie war sehr stolz darauf. Nichtsdestotrotz vermisste sie den Charme des Hauses in Wauwatosa, in dem sie und Melanie aufgewachsen waren. Das Haus mit den bleiverglasten Fenstern und dem prächtigen Gebälk, das Haus, das so viele gute und schlechte Erinnerungen barg.
Übermorgen um diese Zeit würde sie in Orlando, Florida, sein und in ein ähnliches Gebäude einziehen, das sie ebenfalls managen würde. Sie freute sich nicht unbedingt auf diesen Umzug. Aber nach dem Sturz ihrer Großmutter im letzten Monat hatte Alana beschlossen, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, etwas gutzumachen. Schließlich hatten sich ihre Großeltern zehn Jahre lang liebevoll um sie und ihre Schwester gekümmert und sie aufgezogen. Also wollte sie jetzt in der Nähe ihrer Großeltern sein.
Ihr Handy klingelte. Alana sprang auf und nahm es von der leeren Anrichte. Die zukünftigen Besitzer dieser Wohnung waren sehr beeindruckt von dem tadellosen Zustand des Apartments gewesen. Allerdings wussten sie natürlich nicht, dass sie bis zu ihrer Trennung von Sam im letzten Herbst die meiste Zeit in dessen Apartment verbracht hatte. Alana sah auf das Display. Ihre Schwester. „Hallo, Melanie.“
„Du errätst nicht, was ich dir zu sagen habe.“
Alana rümpfte die Nase.Hallo, Alana. Wie geht es mit dem Packen voran? Brauchst du Hilfe? „Gute oder schlechte Neuigkeiten?“
„Gute. Fabelhafte. Aber wie gesagt – du kommst nie darauf.“
„Du hast einen Mann kennengelernt.“
„Oh.“ Melanie klang enttäuscht. „Ja. Aber nicht einen Mann, sondernden Mann.“
Alana schloss besorgt die Augen.Den Mann, hm? Vermutlich wurde dieser Mann von der Polizei gesucht oder hatte dummerweise gerade eine Pechsträhne beim Glücksspiel. „Das ist ja großartig.“
„Ich bin so aufgeregt. Er ist toll. Und es kommt noch besser: Dieser Mann wird dir wirklich gefallen.“
„Wo bist du ihm begegnet?“ In einer zwieli