Essen ist mehr als satt werden
Ein Klischee trifft voll zu. Zum Glück!— Die Lissabonner lieben ihren frischen Fisch. Meist im Ganzen über Holzkohle gegrillt, mit Salz, Pfeffer und Koriandergrün gewürzt. Das ist einfach und gut. Die portugiesische Küche kann natürlich mehr und auch anderes, egal ob in der unverfälschten Traditionskneipe, beim Vegetarier oder im raffinierten Gourmetrestaurant: Stockfisch, Meeresfrüchte, Lammbraten, Gemüse. Übrigens: Im Freien essen eigentlich fast nur Touristen! Schön sitzt es sich trotzdem.
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Zum kleinen Kaffee werden in Lissabon gerne Pastéis de Nata mit Puddingfüllung gereicht.
Morgens tut’s ein Kaffee
Das Frühstück ist bescheiden. Ein kleiner Kaffee und ein Toast, mit etwas Olivenöl beträufelt oder mit Marmelade bestrichen. Auf die Schnelle am Tresen eingenommen. Nebenbei: In Portugal gebrühter Kaffee ist der beste der Welt! Zumindest nach Meinung der Lissabonner. Nur im Hotel wird er verwässert. Vielleicht aus Angst, Gäste könnten aufgrund der schwarzen portugiesischen Power einen morgendlichen Herzschlag erleiden. Als Entschädigung gibt es ein Buffet, oft reichhaltig und mit regionalem Angebot. Tipp: Viele Portugiesen bestellen sich beim Personal einen ›richtigen‹ Kaffee.
Mittags: Auf die Schnelle
Pausenbrot ist verpönt. Und da selbst große Firmen keine Kantine bieten, füllen sich ab 12.30 Uhr die einfachen Gaststätten mit Beschäftigten aus der Umgebung. Selbst Cafés undpastelarias verwandeln sich dann in unprätentiöse Speiseräume. Geboten wird Hausmannskost, schmackhaft zubereitet, leben die Wirte doch von ihrer Stammkundschaft. Ein Hauptgericht wird schon für 5 oder 6 € gereicht. Gerne stehen die Gäste am Tresen und löffeln dort ihre Suppe. Gegen 14.30 Uhr ist damit Schluss. Dann wartet schon das Nachmittagsgebäck. Lissabons vornehme Restaurants werden eher am Abend frequentiert.
Der Abend gelobt Gaumenfreunden
Endlich Zeit zum Genießen! Und zwar anders als in vielen südeuropäischen Ländern schon zu ›zivilen‹ Zeiten. 19.30 Uhr ist kein Problem, außer in ausgewiesenen Szenekneipen. Endlich Zeit zum Genießen? Manchmal geht’s ganz schön schnell, kaum ist der Teller leer, steht auch schon die nächste Speise auf dem Tisch. In Lissabon ist das ein Zeichen für aufmerksamen Service. Und vielleicht ein Zugeständnis an alle Gäste, die möglichst schnell zum Höhepunkt des Essens kommen möchten: der Nachtisch! Und dann ist auch endlich richtig Zeit für den Genuss. Kaffee wird übrigens erst danach genommen.
© Laif, Köln: 4SEE/Luis Filipe Catarino
Keine Angst vor Stockfisch, dem Bacalhau! All die Lissabonner können sich nicht täuschen: Fast 6 kg dieses gepökelten Kabeljaus genießen sie durchschnittlich im Jahr. 365 Rezepte soll es geben. Bacalhau à brás ist die portugiesische Variante des Bauernfrühstücks, bei der statt Schinkenspeck fein geschnittener Stockfisch mit gebratenen Kartoffelstücken, Zwiebeln, Oliven und Eiern gebraten wird. Nicht zu verwechseln mit à brasa: gegrillt. Bacalhau com natas schwimmt in einer eingedickten Sahnesauce, im Restaurant Coutada (s. >>>>) sogar mit Garnelen verfeinert. Aber nur am Wochenende!
Gebäck geht immer
Backbücher versammeln stolz Tausende von verführerischen Rezepturen für eigelbhaltige Gebäckstücke. Viele wurden in Frauenklöstern erfunden, in denen die Nonnen das Eiweiß eitel zum Festigen ihrer Haare und der weißen Krage