: Sarah Buchner, Viviane Drack, Dominik Hultsch-Killius, Ana Ilic, Ela Mutzenbacher, Tina Sanders
: Stefan A. Marx
: Kein Empfang, du Sau!
: Luftschacht Verlag
: 9783903081697
: 1
: CHF 4.40
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 138
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Reihe halbwertszeit setzt sich mit dem Anteil der Politik auseinander, der allen anderen entgeht. Hier ist das Halbwertige wichtig: das gesprochene Wort, der spontane Ausruf, die polemische Kritik, die im Zwischenmenschlichen wächst und nur im Dialog zum Ausdruck kommt. Band I: Kein Empfang, du Sau! Wen interessiert das überhaupt, was hier publiziert wird? Und warum? Empfang muss man sich erarbeiten, aber wer hört überhaupt was? Und wie und warum werden verschiedene Positionen gehört? Wie empfänglich sind Menschen für bestimmte Inhalte, wer erhält wo welches Forum und wie diskutieren wir in sozialen Medien darüber? Kritik, die nicht empfangen wird, bleibt wirkungslos. Marginale Positionen bleiben marginal. Die Zugehörigkeit zu bestimmten In-Groups und Rackets entscheidet darüber, ob eine Meinung empfangen wird oder nicht. Wen interessiert das überhaupt? Vielleicht eh wieder keine Sau ...

Stefan A. Marx, * 1981 in Wien, war Lehrbeauftragter der Universität Wien und ist politischer Philosoph und Schriftsteller.

VIVIANE DRACK


Das Tor zum Kunsthimmel.
Oder: Sie wünschen? Ein kleiner Brauner, eine heiße Melange und das Renommee der Künstlersau.


Einen kleinen Braunen – nein, einen Braunen will ich eher nicht, in den Nazihimmel will ich nicht, eine Melange auch nicht, eine so große Mischkulanz brauch ich nicht. Ich weiß, was ich will, ich will in den Kunsthimmel. Aber wie gelange ich in das Allerheiligste der Kunst? Was muss ich tun, damit mir Einlass in den Kunsthimmel gewährt wird? Vor allem noch in der Gegenwart, als Mensch aus Fleisch und Blut, und nicht erst posthum wie ein Van Gogh und viele andere, wenn ich die sprichwörtliche schöne Leich schon hinter mir habe und die Kartoffeln von unten anschaue. Was also gilt’s zu tun, um noch zu Lebzeiten Einlass ins Himmelsreich gefeierter Künstler zu erhalten? Was gilt es anzustellen, dass einem die Erfüllung dieses Herzenswunsches gewährt wird?

Soll ich provozieren? Nein, sagen Sie nichts! Wir leben in einer Zeit, in der es ja heißt, in der Kunst sei alles erlaubt. Es rege kaum noch etwas auf und es vermag auch kaum etwas noch zu schockieren, sagt man. Stimmt das, frage ich Sie? Immerhin hat es in der Welt schon so viel gegeben, dass es an Neuigkeitswert mangelt, man hat sich doch an alles irgendwie gewöhnt und nun ist man zu abgeklärt, um sich noch über Kunst zu echauffieren? Was sagen Sie? Denken Sie einen Moment darüber nach, bevor ich Ihnen meine Antwort verrate.

Es ist doch falsch, grundlegend falsch, ganz und gar falsch, auf ganzer Linie falsch.

Schauen Sie mich nicht so skeptisch an. Überlegen Sie. Was ist Kunst? Wer entscheidet, was Kunst ist? Welche Definitionen von Kunst gibt es? Was sagen sie uns? Sagen sie uns überhaupt noch etwas? Ist darunter eine so umfassende, die es vermag, alle Ansprüche, die an Kunst gestellt werden, in sich zu vereinen, sodass sie Allgemeingültigkeitsanspruch erheben kann?

Das ist Ihnen zu viel Blabla, ich sehe es Ihnen an, aber verraten Sie mir: Was ist für Sie ganz persönlich Kunst? Leonardo, Tintoretto, Klee oder Kandinsky, Immendorff, der Blutschütter Nitsch, Abramović ode