: Klaus Taschwer, Linda Erker, Andreas Huber
: Der Deutsche Klub Austro-Nazis in der Hofburg
: Czernin Verlag
: 9783707606522
: 1
: CHF 18.00
:
: 20. Jahrhundert (bis 1945)
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das mächtige rechte Netzwerk des Deutschen Klubs, der von 1908 bis 1939 in Wien bestand, nahm in der Zwischenkriegszeit auf vielfältige Weise Einfluss auf die politischen Entwicklungen in Österreich. Vor allem war der elitäre Verein in den 1930er-Jahren maßgeblich an der nationalsozialistischen Unterwanderung des Landes beteiligt. Nach dem 'Anschluss' im März 1938 übernahmen etliche dieser Austro-Nazis Schlüsselpositionen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Gestützt auf neue Archivmaterialien macht die Studie die wahre Bedeutung des Vereins sowie der Deutschen Gemeinschaft deutlich, eines eng mit dem Deutschen Klub verknüpften Geheimbundes. Dabei zeigt sich auch, wie fließend die Übergänge zwischen national und nationalsozialistisch für die Elite des 'dritten Lagers' in den 1930er-Jahren gewesen sind - und wie sehr die in der Ersten Republik gebildeten Netzwerke in der Zweiten Republik nachwirkten.

Klaus Taschwer, studierte Sozialwissenschaften an der Universität Wien und ist Wissenschaftsredakteur bei der Tageszeitung 'Der Standard'. Arbeitete davor als freier Journalist und 'Zwischenschaftler', unterrichtete an den Unis Wien und Klagenfurt sowie der FH Eisenstadt, gab von 1997 bis 2009 das Wissenschaftsmagazin 'heureka!' heraus, war Mitbegründer und Ko-Leiter des Universitätslehrgangs 'SciMedia' für Wissenschaftskommunikation und 2013 erster Journalist-in-Residence am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Linda Erker studierte Geschichte und Romanistik an den Universitäten Wien und Berlin. Sie ist wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Andreas Huber, studierte Geschichte und Soziologie an der Universität Wien. Er ist freier Historiker und Soziologe in Wien.

KAPITEL 1


Ein Verein im Geiste Georg Schönerers
(1908 bis 1918)


Die Gründungsgeschichte des Deutschen Klubs führt über 110 Jahre zurück an den Beginn des 20. Jahrhunderts und damit in eine völlig andere Zeit: Österreich war Teil der Habsburgermonarchie und Wien eine Weltmetropole. Gegründet wurde der Verein 1908, und das vermutlich wichtigste Ereignis dieses Jahres war in Wien das sechzigste Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph I., das in der Berichterstattung alles andere überstrahlte. Keine mediale Aufmerksamkeit fand hingegen eine andere Begebenheit: Anfang Februar zog ein junger Oberösterreicher nach Wien, dessen Mutter kurz zuvor gestorben war und der sich einige Monate zuvor erfolglos für ein Kunststudium an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie beworben hatte. Verloren die damaligen Zeitungen über die Übersiedlung des 18-jährigen Adolf Hitler nach Wien natürlich kein Wort, so wurde über die Gründung des Deutschen Klubs wenige Tage später sehr wohl berichtet, wenn auch nicht allzu groß.

Am ausführlichsten war ein Artikel in derNeuen Freien Presse, wo mehr als eine Woche nach der konstituierenden Sitzung, die am 21. Februar 1908 stattfand, über eine »für das geistige und gesellschaftliche Leben Wiens bemerkenswerte Gründung« berichtet wurde.20 Der neue »nichtpolitische Verein Deutscher Klub« sei auf Anregung der beiden großen Altherrenverbände, der Vereinigung alter österreichischer Burschenschafter und des Kyffhäuserverbandes der wehrhaften Vereine Deutscher Studenten, ins Leben gerufen worden. Ziel des Vereins sei es, »für die gegenwärtig vollkommen zersplitterten nationalen Kreise Wiens« einen geselligen und geistigen Mittelpunkt zu bilden, wie der erste Vereinsobmann Richard Riedl verlauten ließ, der Mitglied der Wiener akademischen Burschenschaft Albia und Sekretär der Handelskammer war.

Lassen sich Gründungsdatum und Gründungsobmann des Deutschen Klubs in aller Kürze nennen, ist es f