: Jack Slade
: Lassiter 2486 Das Tanzgirl und der Tod
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732593033
: 1
: CHF 1.80
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: Spannung
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Penny Shane verspürte Angst. Sie hatte das Gefühl, dass etwas Schreckliches geschehen würde, aber sie wusste nicht, was. An diesem Abend saß sie im Hausmantel am Tisch in ihrer Kammer, nippte an einem Glas Limonade und betrachtete das gerahmte Bild, das über ihrem Bett hing. Darauf war die Temple Bar in Topeka zu sehen. Fast zwei Jahre lang hatte Penny dort in einem Showballett getanzt.
Gern hätte sie ihr Engagement verlängert, doch dann war der Mann in Schwarz aufgetaucht. Jeden Abend saß er beim Whiskey an der Bar und verschlang sie mit den Augen. Barton, der Barbesitzer, verriet ihr, wer er war: der berüchtigte Kopfgeldjäger Boterro, auch Blutlord genannt. Die abstoßendste Erscheinung, die Penny je gesehen hatte.
Eines Tages war der Schwarzgekleidete in Pennys Garderobe erschienen. 'Ich will, dass du meine Frau wirst, Penny', sagte er.

Penny Shane hatte es vor Schreck die Sprache verschlagen.

Allein der Gedanke daran, mit diesem Mann gemeinsam Zeit zu verbringen, ließ sie erschaudern.

Boterro war hässlich wie die Nacht. Mit seinem von Warzen übersäten Gesicht, der krummen Hakennase, den tief in den Höhlen liegenden Augen und den verkniffenen, schmalen Lippen sah er aus wie die zum Leben erwachte Gestalt aus einer Spukgeschichte. Seine Stimme klang dumpf, als käme sie vom Grund eines ausgetrockneten Brunnens.

»Ich gebe dir drei Tage Bedenkzeit«, hatte Boterro gesagt, dann war er gegangen.

Die Begegnung war so irrwitzig, dass es ans Lächerliche grenzte.

Doch Penny konnte nicht lachen.

Von Barton erfuhr sie einige Dinge über den Blutlord, die sie in Angst und Schrecken versetzten. Boterro gehörte zu den grausamsten Menschenjägern zwischen Arkansas und Kalifornien. Die Leute, die er jagte, waren dem Tode geweiht, wenn er sie aufgespürt hatte. Bisher hatte er nicht eine einzige Zielperson lebend der Behörde zugeführt, die das Kopfgeld ausgesetzt hatte. Er bevorzugte es, seinem menschlichen Wild den Kopf vom Rumpf zu trennen. Das Beweisstück transportierte er in einem Behälter aus Zink. Diese skrupellose Vorgehensweise hatte ihm den Beinamen Blutlord eingebracht.

Penny fröstelte. Und mit diesem Unikum sollte sie vor den Altar treten!

Absurd.

Penny entschied, den Antrag des Freiers einfach zu ignorieren.

Doch der Besitzer der Temple Bar warnte sie.

Boterro galt nicht nur als grausam, sondern auch als unerbittlich und rachsüchtig. Nach Ablauf des Ultimatums, das er ihr gestellt hatte, müsste sie Farbe bekennen. Ja oder nein. Sollte dem Blutlord ihre Entscheidung nicht gefallen, müsste sie mit dem Schlimmsten rechnen. Der gedemütigte Möchtegern-Bräutigam würde ihr nachstellen und ihr das Leben zur Hölle machen.

Ein Leben in der Hölle war das Letzte, was Penny sich wünschte.

Deshalb hatte sie nicht lange überlegt. Hals über Kopf kündigte sie in der Temple Bar und kaufte sich eine Fahrkarte nach Wichita. Sie setzte sich in den Zug und kehrte Ashton den Rücken.

Zum Glück fand sie in der turbulenten Bretterstadt am Ende der Rindertrails ein neues Engagement. Das Etablissement, in dem sie nun ihre Tanzkünste darbot, gehörte Neil Rutter, einem gutmütigen Texaner aus dem Panhandle.

Auf Anhieb fand der Salooner Gefallen an ihr. Rutter zahlte ihr ein fürstliches Honorar und besorgte ihr ein möbliertes Quartier in dem Boardinghouse, das seine Schwester Margaret leitete.

Genau dort saß Penny jetzt bei ihrer Limonade, den Blick au