Der Anblick in dem Haus der Fletchers war grausam. Selbst nach vielen Jahren im Dienst des FBI konnte ich mich nicht daran gewöhnen, dass Menschen sich derartige Grausamkeiten zufügten. Der Detective der Mordkommission stand neben uns und wartete auf meine Reaktion.
»Sie haben recht, Detective. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Bruno Roland für diese Taten verantwortlich ist«, sagte ich.
Der grauhaarige Ermittler des NYPD schaute erst zu mir und dann zu Phil, bevor er antwortete.
»Aber sollte Roland nicht für immer weggesperrt sein?«, fragte er.
Roland war für seine Taten in die geschlossene psychiatrische Abteilung eines Staatsgefängnisses in der Nähe von Boston gesperrt worden. Siebzehn Menschenleben gingen damals schon auf sein Konto, und die dabei gezeigte Brutalität sorgte dafür, dass mehrere Gutachter Roland für nicht therapierbar hielten. Damit schied er als möglicher Täter eindeutig aus.
Es war jedoch genauso unwahrscheinlich, dass wir es mit einem sogenannten Trittbrettfahrer zu tun hatten. Einige der Details waren nur Roland und den Ermittlern bekannt. Sie wären zu grausam gewesen, um sie auch nur im Prozess zur Sprache zu bringen. Da Bruno Roland nach seiner Verhaftung freiwillig ausgesagt hatte, konnte der Prozess sich auf das Notwendigste beschränken.
»Darum kümmere ich mich«, sagte Phil.
Phil ging einige Schritte zur Seite und zog sein Mobiltelefon aus der Jacke, um die Anwesenheit des Serienmörders in der geschlossenen Abteilung zu überprüfen. Während mein Partner das wichtige Telefonat führte, betrachtete ich nochmals das Wohnzimmer, das wie ein Schlachtfeld aussah. Genau wie Roland hatte auch dieser Mörder seine Opfer lange Zeit gequält und mit Schlägen traktiert, bevor er ihnen endgültig die Kehlen durchgeschnitten hatte.
»Es gibt ein Problem, Jerry. Roland soll bei einem Brand in der geschlossenen Anstalt ums Leben gekommen sein«, sagte Phil.
Der Detective und ich tauschten einen verblüfften Blick aus, nachdem mein Partner uns die überraschende Neuigkeit mitgeteilt hatte. Ich erinnerte mich, von dem Brand gehört zu haben. Damals hatte es offenbar einige Tote unter den Inhaftierten gegeben, zu denen scheinbar auch Bruno Roland gehört hatte. Wie auf ein stummes Kommando hin schauten wir alle drei gleichzeitig auf die tote Susan Fletcher. Konnte es wirklich angehen?
»Das hier würde einen Sinn ergeben, wenn Roland nicht tot wäre«, sagte der Detective.
Er sprach aus, was jedem von uns in diesem Augenblick durch den Kopf ging. Konnte es wirklich so einfach sein? Mich beschlich ein sehr ungutes Gefühl, und daher rief ich bei Mr High an. Unser Chef saß in einer Besprechung mit anderen Kollegen, doch er spürte die Dringlichkeit in meiner Stimme, sodass er das Gespräch trotzdem annahm.
»Was ist passiert, Jerry?«, frag