»Guten Abend«, erwiderte Ulf Klettmann heiser den freundlichen Gruß von Dr. Fabian. »Schön, dass Sie kommen. Meine Frau wartet schon auf Sie.«
»Ich bin heute etwas früher dran«, erwiderte der jüngere der beiden Landärzte von Altenhagen freundlich. »Sie sehen schlecht aus, Herr Klettmann«, stellte er fest.
Der Mann zuckte resigniert mit den Schultern.
»Ist das ein Wunder?«, fragte er gepresst. »Wenn man mit ansehen muss, wie seine Frau langsam stirbt … Besteht denn noch Hoffnung für Regine?«
Karsten Fabian senkte den Blick.
»Also keine«, folgerte Ulf Klettmann. »Sie können mir ruhig die Wahrheit sagen. Nein, Sie müssen mir die Wahrheit sagen, schließlich …«
Etwas hilflos brach er ab.
Es fiel Karsten Fabian schwer, aus Ulf Klettmann klug zu werden. Der Mann trug seine Gefühle nicht zur Schau. Er war verschlossen, redete nur das Allernotwendigste, ohne dabei allerdings unfreundlich zu sein. Lasst mich in Ruhe, drückte seine Haltung unbewusst aus.
»Ist der Doktor da?«, hörten sie eine dünne, krächzende Stimme aus dem Schlafzimmer.
»Gehen Sie nur rein.« Ulf blieb im Flur und setzte sich dort auf den Hocker.
Seine Hände hingen schlaff zwischen den gespreizten Knien hinunter, sein Rücken war gekrümmt. Seit über einem Jahr war Regine nun schon erkrankt, und es war kein Ende abzusehen.
Oder doch? Wenn sie nicht wieder gesund werden kann, dann soll sie bald sterben, dachte Ulf. Er schämte sich für diesen Gedanken, aber war er nicht andererseits vernünftig und auch das Beste für die Frau, die er vor drei Jahren geheiratet hatte? Ein Glück, dass wir keine Kinder haben, überlegte Ulf, während er auf Dr. Fabian wartete. Wie sollte ich allein ein Kind großziehen?
Er stand auf, als der Landarzt eine Viertelstunde später aus dem Schlafzimmer zurückkam. Dr. Fabian drückte die Tür behutsam ins Schloss. Sein Gesicht war ernst. Er konnte für seine schwer krebskranke Patientin nichts mehr tun, nur noch ihre Schmerzen lindern. Für einen Arzt, der seinen Beruf so ernst nahm wie Karsten Fabian, eine überaus bedrückende Situation.
»Wie lange noch?«, stieß Ulf hervor. Sein Blick brannte auf dem gebräunten, markanten Gesicht des Arztes. »Sagen Sie mir die Wahrheit. Noch Monate oder … womöglich Jahre?«
Zögernd schüttelte Dr. Fabian seinen Kopf. »Mit Ihrer Frau wird es bald zu Ende gehen. Sie müssen darauf gefasst sein, Herr Klettmann. Niemand konnte ihr helfen. Sie ist zu spät zu uns gekommen.«
»Wie oft habe ich ihr gesagt, sie soll sich mal gründlich untersuchen lassen, aber sie hatte ja