: Eser Akbaba, Jürgen Pettinger
: Sie ?prechen ja Deutsch! Traum und Wirklichkeit einer anatolischen Österreicherin
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012133
: 1
: CHF 15.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 184
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Schönen guten Abend beim Wetter!' Ein paar Zuschauer blinzelten wohl zweimal, als ihnen 2009 eine junge Frau mit ostanatolischen Wurzeln den ORF-Wetterbericht präsentierte: Eser Akbaba. Der Wirbelwind mit dem wilden Lockenkopf war schon bald nicht mehr von den Bildschirmen wegzudenken. Und viele dachten: Na bitte, Integration gelungen. Doch das ist nur die eine Hälfte der Geschichte. Eser Akbaba erzählt davon, mit welchen Schwierigkeiten ihre Familie konfrontiert war, als sie in Österreich ankam, was es heißt, als Gastarbeiterkind zwischen zwei Welten aufzuwachsen. Sie zeigt, wie sie es trotz all der Turbulenzen in ihrem Leben und der Vorurteile, denen sie sich stellen musste, geschafft hat, unerschrocken zu bleiben, ihren Traumjob zu verwirklichen und mit ihrem sozialen Engagement ein Vorbild für viele Menschen zu werden.

Eser Akbaba,  geboren 1979, beherrscht mit Deutsch, Zaza und Türkisch drei 'Muttersprachen'. Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Wien, Gründungsmitglied der Zeitschrift  das biber . Akbaba begann 2009 beim  ORF  mit dem Wien-Wetter, seit 2013 präsentiert sie das  ORF-1 -Wetter. Von 2011 bis 2013 Moderatorin des  Wien Heute Haber Magazin . In ihrer Freizeit engagiert sich die Wienerin mit türkischen Wurzeln für soziale Projekte, unter anderem fungierte sie als stellvertretende Obfrau im Verein  Nubigena Wolkenkind , der sich für Flüchtlinge einsetzt. Für dieses Engagement hat der Verein 2014 den 'Wiener Mut' Sonderpreis erhalten. Jürgen Pettinger,  geboren 1976 in Linz/OÖ, beherrscht Deutsch als Muttersprache, Englisch ganz gut und Latein ganz schlecht. Er hat in Innsbruck/Tirol an der Hochschule MCI 'Wirtschaft& Management' studiert und als Reporter und Moderator der täglichen Fernsehsendung  Tirol heute  im ORF-Landesstudio Tirol gearbeitet. 2012 wechselte er ins ORF Zentrum nach Wien. Er moderiert die Nachrichtensendungen  ZIB 18, ZIB 20  und  ZIB Nacht , berichtet jedes Jahr vom  Eurovision Songcontest  aus dem jeweiligen Austragungsland und gestaltet regelmäßig TV- und Radio-Reportagen. U.a. ausgezeichnet mit dem Prälat Leopold Ungar-Preis für die TV-Dokumentation  Heimat-Verb nden . D urch Krieg und Flucht getrennt ; deutscher DokKa-Preis für das Ö1-Radiofeature  Mit einem Warmen kein Pardon. Der Fall Franz Doms.

Unvorhergesehene Wolken


Beklenilmeyen bulutlar


Eser war wieder einmal allein zu Hause. Anne und Baba (Mama und Papa auf Türkisch) waren in der Arbeit, die Geschwister entweder noch in der Schule oder sonst irgendwo unterwegs. Es war ganz still. Nur gedämpft waren Geräusche von der Straße zu hören. Die Luft draußen war heiß und trocken. Es war Hochsommer, seit einigen Tagen war im Wetterbericht von einem Sahara-Hoch die Rede.

In der Küche, wo es wenigstens halbwegs kühl war, war Eser gerade mit einem Problem beschäftigt, das ihr seit einigen Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte: Wie konnte es sein, dass Alice im Wunderland nicht in ihren eigenen Tränen ertrunken war? Eser hatte sich das Buch bei ihrer älteren Schwester ausgeborgt. Schon der Beginn der Geschichte mochte ihr aber nicht einleuchten: Nach dem Sturz in das Kaninchenloch war Alice mehrfach geschrumpft und gewachsen. Als Riesin hatte sie derart viel geweint, dass ihre Tränen das Zimmer überfluteten, und dann wäre sie als Zwergin fast darin ertrunken. Wie konnten sich Alice und die Maus an ein Ufer retten? Wie konnte es überhaupt ein Ufer geben? Wenn in einem Zimmer so viel Wasser ist, dass man darin ertrinken kann, dann müsste doch das gesamte Zimmer überschwemmt sein. Ergo, so dachte Eser, konnte es kein Ufer geben. Ergo, keine Rettung. Und wieder ergo, kein Überleben. (Ergo war eines von Esers Lieblingswörtern, es klang für sie viel geistreicher alsalso.)

Eser überkam eine Gänsehaut. Nicht wegen des gruseligen Gedankens an einen allzu frühen Tod von Alice im Wunderland, sondern weil es sie plötzlich fröstelte. Während sie über Seen aus Tränen in geschlossenen Räumen sinniert hatte, hatte es offensichtlich stark abgekühlt. Daran fand Eser an und für sich nichts Besonderes. Erst gestern hatte Carl M. Belcredi, der berühmteste Wetter-Ansager seiner Zeit und der Mann, den sie so sehr bewunderte, dass sie ihn irgendwann heiraten wollte, im Fernsehen noch davon gesprochen, dass die Natur den Berechnungen manchmal ein Schnippchen schlagen könne. Auch fand es Eser nicht übermäßig seltsam, dass noch immer die Sonne schien. Als es aber zu tröpfeln begann, war sie mit einem Satz auf den Beinen. Denn die Tropfen fielen nicht von draußen auf die Fensterscheibe, sondern mitten im Zimmer auf ihren Kopf, das Buch und den Küchentisch. Es regnete. In der Küche. Das war dann doch recht seltsam. Direkt über Esers Platz war ein runder Fleck an der Decke entstanden. Er sah aus wie eine aufgemalte Regenwolke. Grau und schwer.

„Unvorhergesehen können ein paar Wolken hereinrutschen, Abkühlung bringen und kleinrä