Der Eisdrache hatte uns entdeckt und griff direkt an. Ich sah die letzten Sonnenstrahlen auf seinen glitzernden, fast durchsichtigen Schwingen tanzen. Ein Farbenspiel aus Hellblau, Saphir und Azur. Jede Bewegung seiner Muskeln war ein faszinierendes Spektakel. Wie Eis, das in der Sonne flimmert. Funkelnd und geheimnisvoll.
Erst als ich in seine tiefblauen Augen sah, wurde mir die Gefahr richtig bewusst. Augen. Ich konnte sie sehen. Das hieß, dass der Eisdrache direkt auf mich zukam. Bereit, zu töten. Entschlossen, uns endgültig loszuwerden.
Er duckte sich tiefer, schlug noch kräftiger mit den gigantischen Flügeln. Dabei war er schnell. Schneller als jedes andere Geschöpf, das ich kannte. Messerscharfe Krallen sausten auf mich zu. Ich entging ihnen nur durch Zufall, denn eine Wolke riss genau unter mir auf. Ich sackte ein und die Klauen verfehlten meinen Körper um Haaresbreite. Die letzte Kralle erwischte noch den Zipfel meines Hemdes, riss es auf. Schreiend machte ich mich ganz klein.
Der Drache brüllte wütend, weil er mich nicht geschnappt hatte. Er versuchte umzudrehen und flog dabei einen weiten Kreis. Das gab mir Zeit zum Reagieren.
»Runter von der Wolke«, schrie ich meinen Wolkenschafen zu. Wir hatten das Manöver schon unzählige Male geübt, bislang jedoch keine Verwendung dafür gehabt. Im Allgemeinen war die Wolkenwelt friedfertig und sicher. Nur in der Nähe von fliegenden Wolkenfestungen musste man aufpassen. Die wurden von Eisdrachen bewacht.
Ich hatte darauf spekuliert, dass dieser Wächter uns akzeptieren würde. So wie vor zwei Jahren, als ich schon einmal in der Nähe der Himmelsfestung Siedengrad gewesen war. Damals hatte der Drache lediglich Scheinangriffe auf uns ausgeführt und war dann verschwunden. Heute sah das leider anders aus. Ganz anders.
Er wollte uns töten. Das sah ich an der Wut in seinen blauen Eisaugen. An jeder seiner Bewegungen. Entweder er oder ich.
Während die Wolkenschafe mich noch verwirrt anglotzten, war mein Hütehund Fluse schon in voller Aktion. Sie zwickte Donnerwetter in die Hinterbeine, woraufhin er einen erschrockenen