1. KAPITEL
„He, ist das nicht Gabriel Webb da hinten am Fenster? Wow!“ Neugierig blickte Stephanie in die Richtung. „Was macht er denn hier? Mischt er sich unters gewöhnliche Volk?“
„Macht es dir etwas aus?“ Rachel bückte sich, um ein Blech mit Scones aus dem Backofen zu nehmen. „In mein Café zu kommen heißt nicht, sich unters gemeine Volk zu mischen.“
„Du weißt, was ich meine.“ Stephanie band sich die Schürze um. „Aber ich habe ihn hier noch nie gesehen. Du etwa?“ Sie schnitt ein Gesicht. „Du musst zugeben, dass ‚Rachel’s Pantry‘ nicht zu den Orten gehört, an denen er sich normalerweise aufhält.“
„Ich weiß nicht, wo er morgens normalerweise seinen Kaffee trinkt.“ Rachel wollte nicht zugeben, dass sie auch schon seit zwanzig Minuten darüber nachdachte. „Wichtig ist nur, dass er seine Rechnung bezahlt.“
Stephanie warf ihr einen ironischen Blick zu. „Es ist dir also egal, wenn er hierher kommt. Kingsbridge ist nicht groß, ich weiß. Aber es gibt ein paar gute Hotels, und wenn die leitenden Mitarbeiter von Webb’s Pharmaceuticals hier sind, wohnen sie normalerweise im County.“ Verstohlen sah sie über die Schulter. „Was hat er gesagt?“
„Ich habe nicht mit ihm gesprochen“, erwiderte Rachel. „Patsy hat seine Bestellung entgegengenommen.“
„Und das war?“
„Du meine Güte, Steph! Eine Kanne Tee, wenn du es genau wissen willst. Bist du nun zufrieden?“
„Tee!“ Stephanie blickte wieder zum Fenstertisch. „Keinen Kaffee?“
„Tee“, wiederholte Rachel leise. „Würdest du jetzt bitte mit der Lasagne anfangen?“
„Okay, okay.“ Gespielt ergeben hob Stephanie die Hände. „Ich fange sofort damit an.“ Sie nahm einige Schüsseln aus dem Regal hinter sich. „Und es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, aber ich habe Mrs. Austen in der High Street getroffen, und sie hat mir von ihrem Besuch bei Mark und Liz in Australien erzählt. Die beiden haben ein ganz tolles Haus in einem Vorort von Sydney, und Mark will mit jemandem, der Rennboote, Jetskis und so etwas herstellt, ein Geschäft gründen. Ganz schön aufregend, nicht?“
„Was? Oh, ja.“
Rachel hatte gar nicht richtig zugehört, denn sie musste ständig an Gabriel Webb denken und hatte das ungute Gefühl, dass er vielleicht in ihr Café gekommen war, um über Andrew zu sprechen.
Rachel presste die Lippen zusammen. Das war lächerlich. Sie hatte Andrew schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Soweit sie informiert war, lebte er in London. Vor Kurzem hatte sie zwar gehört, dass sein Vater Gabriel wieder in das Herrenhaus zurückgekehrt war, das sie in Kingsbridge besaßen, doch es hatte sicher nichts mit ihr zu tun. Und das war auch besser so. Andrew hatte sie verletzt, und sie wollte nichts mehr mit ihm oder seiner Familie zu tun haben. Sicher, sein