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„Wo bleibst du denn so lange?“, fragte Lena, als Karl Kunkelmann sichtlich gut gelaunt aus der Konditorei Heidegger im österreichischen Seefeld gewackelt kam. „Erstens war es da drinnen proppenvoll, mein Schatz. Und zweitens dauerte es eine Weile, bis ich unter all den verlockenden Leckereien dies hier gefunden hatte!“ In seiner Hand prangte ein wahres Prachtexemplar von Granatsplitter, der mit etwas Fantasie an den unweiten Großglockner erinnerte. Das Wort ‚Schatz‘ überhörte die Gattin geflissentlich, da es in Kunkelmanns normalem Sprachgebrauch nicht existierte.
Schon gestern kamen sie von dem Vorhaben ab, das nahe Innsbruck zu besuchen, denn der Wetterbericht kündigte Regen an. So machte sich der Klimawandel auch in den Tiroler Bergen bemerkbar. Und was sollte man mit einem Goldenen Dachl, wenn es nicht in der Sonne leuchtete?
„Weißt du, was wir machen, Karl?“, sagte Lena, und der pfundige Ehemann sah in seiner Vorfreude schon die zünftige Haxe neben einem schankfrischen Weißbier auf dem Teller dampfen.
„Ja …?“
„Wir gehen ins Olympiabad und gönnen uns einen richtig schönen Tag. Morgen fahren wir ja schon wieder heim. Außerdem wollte ich schon im letzten Jahr die neue Saunalandschaft ausprobieren. Die haben da jetzt vor der Blauen Grotte anscheinend einen Wildbach mit Felseninsel eingebaut.“
Unvermittelt traten dem ehemaligen Hauptkommissar die Augäpfel hervor und er war drauf und dran, ausgelöst durch einen plötzlichen Hustenreiz, den verkleinerten Großglockner in ein Grüppchen vorbeischlendernder Japaner zu katapultieren. Der groteske Anblic