: John& Stacey Lynch, Bruce& Janet McNicol, Bill& Grace Thrall
: Glückliches Familienleben Ein Roadtrip zu Heilung und Vertrauen
: Grace today Verlag
: 9783959331210
: 1
: CHF 8.90
:
: Praktische Theologie
: German
: 196
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vielleicht fühlen wir uns als Eltern überfordert oder planen noch, Eltern zu werden. Vielleicht wehren wir uns gegen die Erziehung, die wir selbst genossen haben, oder lernen gerade, unsere Kinder bei der Erziehung ihrer eigenen Kinder zu unterstützen. Wo wir auch stehen, dürfen wir wissen: Gott ist an jeder Phase unseres Familienlebens beteiligt und wir als Eltern haben immer die Aufgabe, das Vertrauen unserer Kinder zu gewinnen. Dieses Buch steckt voller Ermutigung, Freude, Einsicht und Weisheit und will uns eine neue Sichtweise vermitteln. Wir dürfen mit einer Familie auf Reisen gehen, die mit den gleichen Schwierigkeiten kämpft, die auch wir kennen. Doch dann beobachten wir, wie sie lernen, einander zu verstehen und zu vertrauen. Das hilft uns, eigene schmerzhafte Verhaltensmuster zu erkennen, und führt zu mutmachenden Einsichten, wie wir heil werden und aus diesen Mustern herausfinden können.

John& Stacey Lynch haben ihre Familie in Phoenix, Arizona, aufgezogen, wo John jahrelang als Lehrpastor von Open Door Fellowship tätig war. Stacey ist Logopädin, John ist Autor und Mitherausgeber etlicher Bücher und Materialen. Seit 1997 predigt John zusammen mit dem Trueface-Team auf nationaler Ebene.

EPISODE EINS


LERNT DIE ELTERN KENNEN


Schweigen ist Gold. Bis es das nicht mehr ist.

Niemand im Auto redet. Niemand hat über die 120 Kilometer, die sich von Nord-Phoenix bis zum ersten Rastplatz auf dem Weg nach Los Angeles erstrecken, ein Wort geredet. Nur das dumpfe Surren von Reifen auf der Autobahn. Jeder außer dem Fahrer trägt diese kleinen weißen Ohrhörer und man hört absichtlich allem, nur einander nicht zu. Der Fahrer ist Jim Clawson. Er ist der Vater.

Und er ist auch größtenteils der Grund dafür, dass niemand miteinander spricht.

Jim und seine Frau Sarah besetzen die Vordersitze, während die vierzehnjährige Madison und der neunjährige Aiden hinten sitzen. In diesem Moment sind sie lediglich verärgerte Passagiere in einem vollgestopften Fahrzeug. Als Jim den Wagen anhält, werden die Ohrhörer herausgenommen. Und für einen flüchtigen Moment, bevor alle aussteigen, herrscht eine Schweigsamkeit, die mit Goldnichts zu tun hat. Sie flüstert jedem Mitglied der Clawsons zu, dass etwas mit ihrer Familie ganz und gar nicht stimmt.

Das sollte ein langer und abenteuerlicher Urlaub werden. Für jeden etwas dabei. Aus der sengenden Sommerhitze Arizonas für mehrere Tage nach Newport Beach. Dann die Küste hinauf nach Monterey und San Francisco, bevor schließlich durch mehrere Nationalparks hindurch der Heimweg zurückgelegt wird.

Sollte werden. Ah, was für eine Formulierung.

Jetzt kann Jim nur noch eine frustrierte Frau, eine wütende Tochter und einen Sohn sehen, der unpassend zusammengewürfelte Kleidung trägt, und das anscheinend nur, um seine Eltern auf die Palme zu bringen.

Es ist nie einfach, den genauen Moment zu erkennen, in dem eine Familie anfängt, sich selbst zu finden. Es mag einfacher sein, genau festzustellen, wann es am düstersten wurde. Für die Clawsons könnte dieser bestimmte Moment gestern Abend gewesen sein.

Vielleicht hätten sie es kommen sehen sollen. Einige der schlimmsten Verwüstungen, die eine Familie erleben kann, liegen im zwei- bis dreitägigen Zeitfenster vor Beginn eines Familienurlaubs oder auf dem Weg zur Kirche am Sonntagmorgen. Sicherlich ist das irgendwo dokumentiert. Mit Sicherheit.

Gestern Abend, kurz nach dem Abendessen, hatte Madison, auf halbem Weg durch die Haustür, »Geh zu Jeff« gerufen.

Drei kleine Worte.

Jim Clawson mag diesen Jeff nicht. Er mag überhaupt keinen fünfzehnjährigen Jungen besonders.

Er rannte hinaus in den Vorgarten und brüllte laut genug, dass auch die Nachbarn es hören konnten: »Du wirst nirgendwo hingehen. Dein Zimmer ist ein Saustall, du hast nicht gepackt, und das, worum deine Mutter dich gebeten hat, hast du auch nicht erledigt. Und überhaupt haben wir diesen Jeff noch nicht mal kennengelernt.« Madison war nicht weiter als sechs Meter von Jim entfernt. Sein Brüllen hatte seine Wirkung zweifellos nicht verfehlt.

Sie war gedemütigt, verletzt und wütend. Dann verletzt und wütend. Dann nur noch wütend. Und das alles innerhalb von Sekunden. Sie drehte sich um, lief an ihm vorbei zurück ins Haus, in ihr Zimmer und schlug die Tür zu. Jim ging ihr nach und hämmerte auf ihre verschlossene Tür ein.

»Warum machst du das immer? Madison, mach die Tür auf!«

Stille.

»Ich will nicht, dass du den Jungen triffst. Hast du mich verstanden?«

Mehr Stille.

»Hörst du mich?!«

Die Tür schwang ruckartig auf. Madison trat zurück und gab langsam folgende Worte von sich: »Ich bin nicht taub. Ebenso wenig wie die ganze Nachbarschaft. Ich kapier’ schon – du vertraust mir nicht. Du vertraust keinem v