: Hilko Paulsen, Timo Kortsch
: Stressprävention in modernen Arbeitswelten Das 'Einfach weniger Stress'-Manual
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783840929243
: 1
: CHF 27.40
:
: Psychologie
: German
: 90
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Stress ist für viele Beschäftigte und Führungskräfte zu einem ständigen Begleiter geworden. Zeit- und Termindruck, eigene und fremde Erwartungen sowie das Gefühl, in einer digitalisierten Arbeitswelt ständig erreichbar zu sein, lösen Stress aus. Umso bedeutsamer ist es, Stress vorzubeugen und bei akutem Stress handlungsfähig zu bleiben. Kompetenzen im Stressmanagement helfen, Stressoren zu erkennen und Ressourcen zu aktivieren, um Anforderungen besser zu bewältigen. In diesem Manual wird ein psychologisch fundiertes Stressmanagement-Programm bestehend aus fünf Phasen beschrieben: (1) Stress verstehen, (2) Stressoren erkennen, (3) Ressourcen wecken, (4) Umsetzung planen und (5) Gelassen handeln. Das 'Einfach weniger Stress'-Kurskonzept kann als Gruppentraining an zwei Tagen durchgeführt oder für die Anwendung bei Führungskräften auf eine Dauer von einem Tag komprimiert werden. Darüber hinaus wird dargestellt, wie die fünf Phasen des 'Einfach weniger Stress'-Konzeptes im Einzelsetting zur Strukturierung individueller Coaching- und Beratungsprozesse genutzt werden können. Im Fokus steht die Vermittlung von praxisrelevanten Theorien, die Reflexion von Stresssituationen und die Erprobung von Techniken zur Ressourcenaktivierung, die in Bezug zur Lebenswelt der Teilnehmenden bzw. Klienten gebracht werden. Das modular aufgebaute Trainingsprogramm wurde auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Arbeitspsychologie, Stress- und Motivationsforschung sowie metaanalytischer Ergebnisse entwickelt und in der Praxis evaluiert. Neben der Anwendung in Trainings, Coachings und Beratungen werden im Manual weitere Anwendungskontexte wie die Führungskräfteentwicklung und der Einsatz des Konzeptes im betrieblichen Gesundheitsmanagement sowie digitale Unterstützungsmöglichkeiten dargestellt. Die beiliegende CD-ROM beinhaltet alle notwendigen Trainingsmaterialien, bestehend aus Stundenverlaufsplänen für das eintägige und 1,5-tägige Trainingsprogramm, Arbeitsblättern und Präsentationsfolien.

Dr. Hilko Paulsen, geb. 1985. 2005-2011 Studium der Psychologie in Köln. 2011-2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Braunschweig. 2017 Promotion. Seit 2016 selbstständig als Berater in der Organisationsentwicklung und Trainer. Schwerpunkte: Stressmanagement, Kompetenz- und Veränderungsmanagement. Zusatzausbildung im sportpsychologischen Training.

|3|Kapitel 1
Ausgangslage – Stress in modernen Arbeits- und Lebenswelten


Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Dies ist nichts Neues. Kaum etwas ist so kontinuierlich wie Veränderungen (Kraiger, 2014). Beschäftigte sind in der Folge immer wieder mit neuen Anforderungen konfrontiert, die sie bewältigen müssen.

Gegenwärtig wird vor allem in derDigitalisierung eine zentrale Rolle als Treiber für Veränderungen gesehen. Begonnen hat die Digitalisierung bereits vor einigen Jahrzehnten. Seit der Jahrtausendwende übersteigen digitale Datenmengen wie Texte und Fotos auf Computern, Sticks und anderen Medien die analogen Datenmengen in Aktenschränken (Hilbert& López, 2011). Die Verbreitung von Smartphones ist im letzten Jahrzehnt gestiegen. Schätzungen gehen von 57 Millionen Smartphone-Nutzenden in Deutschland aus (Bitkom, 2018). In Kombination mit sozialen Medien wie Facebook oder Instagram und Instant Messengern wie WhatsApp oder Snapchat vernetzt das Smartphone Menschen weltweit zu jeder Zeit – vorausgesetzt es besteht eine Internetverbindung. Daten liegen dabei nicht mehr auf Festplatten, sondern in Clouds. So können verschiedene Personen von verschiedenen Endgeräten auf Daten zugreifen. Dies ermöglicht beispielsweise mobiles Arbeiten.

Vernetzt werden aber nicht nur Menschen. Mit dem BegriffIndustrie 4.0 wird die Vernetzung von Dingen, insbesondere Maschinen, durch Algorithmen angesprochen (siehe Kasten).

Industrie 4.0: Das Internet der Dinge

Der Begriff „Industrie 4.0“ ist ein von deutschen Wissenschaftlern geschaffener Kunstbegriff. Er beschreibt in Anlehnung an die vorangegangenen industriellen Revolutionen eine vierte industrielle Revolution. Die erste industrielle Revolution war durch die Erfindung der Dampfmaschine eingeleitet worden, durch die Entdeckung der Elektrizität und Serienproduktion erfuhr die industrielle Fertigung einen zweiten Aufschwung. Informations- und Kommunikationstechnologien haben dann nach dem zweiten Weltkrieg zunehmend für eine Automatisierung gesorgt. Auf dieser dritten industriellen Revolution baut Industrie 4.0 auf. Durch immer bessere und günstigere Speichermedien werden Maschinen mit Sensoren ausgestattet und können so miteinander kommunizieren. Dabei betrifft dies nicht nur die industrielle Produktion. Nahezu alle Wirtschaftsbereiche von der Landwirtschaft bis zum Dienstleistungssektor sind von den Entwicklungen, allen voran der Digitalisierung, betroffen (vgl.Kagermann, Wahlster& Helbig, 2013).

Weil die für die Industrie 4.0 typischen Merkmale nicht nur die industrielle Produktion, sondern auch andere Sektoren vom Handwerk, über Handel bis hin zur Landwirtschaft betreffen, ist häufiger die Sprache vonArbeit 4.0. Im Arbeitsalltag kommt die moderne Arbeitswelt oft durch die Nutzung von Smartphones und sozialen Medien zum Ausdruck, wie eingangs geschildert.

Doch wie verändert sich die Arbeit 4.0? In arbeitswissenschaftlichen Ansätzen wird oft das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation betrachtet. Es ist auch die Rede von soziotechnischen Systemen (Trist& Bamforth, 1951;Ulich, 2011). Nicht nur die Technik ist zu berücksichtigen, sondern auch organisationale Strukturen und Prozesse sowie der Faktor Mensch. Technik sowie Organisationsstrukturen und -prozesse stellen Anforderungen an die arbeitenden Menschen. Gleichzeitig bringen die Menschen Ressourcen mit, die erst den Einsatz von Technik sowie effiziente Prozesse ermöglichen. Die Digitalisierung wirkt sich auf den Menschen, die Technik und Organisation sowie insbesondere das|4|Zusammenspiel dieser Komponenten in Arbeitssystemen aus. Dadurch ergeben sich neue Qualitäten.

Zunächst ermöglicht die Digitalisierung eine technologische Veränderung. Dokumentationen werden etwa nicht mehr Paper-Pencil getätigt, sondern mit einer App. Diese technologische Veränderung wirkt sich auf Strukturen und Prozesse innerhalb der Organisation aus. Eine digitale Dokumentation führt beispielsweise dazu, dass Daten schnell nach einem Kundentermin eingegeben werden, statt erst am Abend im Büro. Die Daten sind dadurch in Echtzeit zugänglich und können zur Steuerung von Prozessen genutzt werden. Es ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, die zu neuen Aufgaben und Tätigkeiten führen. Menschen benötigen für diese neuen Aufgaben zum Teil auch neue Kompetenzen: Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihnen helfen, diese Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Gleichzeitig werden Beschäftigte mit neuen Phänomenen konfrontiert. Dies ist beispielsweise die Mail, die noch am späten Abend im Postfach landet und dazu führen kann, dass der Einzelne sich fremdbestimmt fühlt.

Doch der Mensch ist keineswegs ausschließlich als passiver Akteur zu verstehen. Vielmehr gestalten Menschen die Nutzung von digitalen Technologien aktiv mit. Oft ergibt sich so ein Spannungsfeld aus Fremd- und Selbstbestimmung. Gerade bei dem Phänomen derständigen Erreichbarkeit (siehe Kasten) ist dies zu beobachten.

Ständige Erreichbarkeit: Eine Frage des Typs?

Die Digi

Inhaltsverzeichnis7
Einleitung11
Kapitel 1: Ausgangslage – Stress in modernen Arbeits- und Lebenswelten13
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen – Stressentstehung, Stressbewältigung und -prävention16
2.1 Stress als unspezifische Anpassungsreaktion16
2.2 Das transaktionale Stressmodell: Wie Stress entsteht17
2.3 Das Job-Demands-Resources-Modell: Anforderungen und Ressourcen im Wechselspiel18
2.4Empirische Befunde zu den theoretischen Grundlagen20
Kapitel 3: Stressmanagementtrainings im Vergleich25
3.1Stressbewältigung (Gelassen und sicher im Stress)25
3.2Optimistisch den Stress meistern26
3.3 Gesund führen – sich und andere26
3.4Stressbewältigungstraining für Erwachsene mit ADHS26
3.5Stressmanagement für Teams in Service, Gewerbe und Produktion26
3.6 Merkmale des „Einfach weniger Stress“-Konzeptes im Vergleich zu bestehenden Trainingsprogrammen27
Kapitel 4: Wirksamkeit der „Einfach weniger Stress“-Kurse29
4.1 Prä-Post-Vergleiche: Wirksamkeit des Kurses29
4.2Follow-up: Stabilität der ­Effekte31
4.3Vergleich der Wirksamkeit mit anderen Interventionen32
4.4Fazit32
Kapitel 5: Präventionsgesetz und -strategie als Handlungsrahmen33
Kapitel 6: Das „Einfach weniger Stress“-Kurskonzept – Traineranweisungen für den Einsatz als Gruppentraining35
6.1Übergeordnete Zielsetzung und Grundannahmen35
6.1.1 Kompetenzverständnis im „Einfach weniger Stress“-Konzept35
6.1.2 Stressoren- und Ressourcenperspektive37
6.1.3Motivationspsychologische Grundlagen37
6.2Allgemeine Durchführungshinweise38
6.2.1Ankommen der Teilnehmenden38
6.2.2Kursverlauf38
6.3Aufbau und Ablauf des Kurses39
6.3.1Phasen des „Einfach weniger Stress“-Prozesses39
6.3.2Übersicht über Kursmaterialien39
6.4Einführung in den Kurs41
6.4.1Ziele41
6.4.2Inhalte und Vorgehen42
6.5 Schritt 1: Stress verstehen44
6.5.1Ziele44
6.5.2Inhalte45
6.5.3Vorgehen46
6.6 Schritt 2: Stressoren erkennen47
6.6.1Ziele47
6.6.2Inhalte48
6.6.3Vorgehen50
6.7 Schritt 3: Ressourcen wecken53
6.7.1Ziele53
6.7.2Inhalte54
6.7.3Vorgehen56
6.8 Schritt 4: Umsetzung planen59
6.8.1Ziele59
6.8.2Inhalte60
6.8.3Vorgehen61
6.9 Schritt 5: Gelassen handeln63
6.9.1Ziele63
6.9.2Inhalte64
6.9.3Vorgehen64
6.10 Abschluss und Verabschiedung66
6.10.1Ziele66
6.10.2Inhalte und Vorgehen67
6.11 Maßnahmen zur Transfersicherung67
Kapitel 7: Das „Einfach weniger Stress“-Konzept in individuellen Coaching- und Beratungsprozessen69
7.1Rahmenbedingungen69
7.2Schritt 1: Stress verstehen70
7.3 Schritt 2: Stressoren erkennen71
7.4Schritt 3: Ressourcen wecken72
7.5Schritt 4: Umsetzung planen73
7.6Schritt 5: Gelassen handeln75
Kapitel 8: Ausblick – Weitere Anwendungsmöglichkeiten77
8.1„Einfach weniger Stress“-Kurse für Führungskräfte77
8.1.1 Komprimierung des Kurskonzeptes auf einen Tag77
8.1.2Ergänzung von Inhalten und Schwerpunktsetzung78
8.1.3 Haltung der Kursleitung und Anpassungen beim Wording79
8.2Von eHealth bis mHealth: Stressprävention mit digitaler Unterstützung80
8.3 Das „Einfach weniger Stress“-Konzept im betrieblichen Gesundheitsmanagement81
Literatur84
Anhang: Materialien für die Kursleitung90
Anhang: Materialien für die Kursteilnehmer135