Zweites Kapitel
Sommer 1982, Groß-Gerau Nord
Dunkel, still und muffig. Die Musik konnte er hier noch hören, aber nur gedämpft, etwa so, wie man etwas unter Wasser hört, das von der Oberfläche kommt.
Er hatte die Tür zum Treppenaufgang hinter sich zugezogen und tastete zum x-ten Mal die Wand neben sich ab, fand aber einfach den Lichtschalter nicht. Dafür bekam er jetzt einen schmalen Handlauf zu fassen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Von oben sickerte etwas Licht durch den Schlitz unter der Tür.
Sebastian hielt die Luft an, setzte einen Fuß vor den anderen und stieg die Treppe im Dunkeln hinauf, drückte oben die Klinke herunter und stand im Eingangsflur. An der Glastür zu seiner rechten war ein DIN A4 großes Blatt auf Augenhöhe angeheftet, auf dem mit dickem schwarzem Edding geschrieben stand: „Die Party findet im Keller statt, hier ist Sperrzone!!!“
Das letzte Wort war doppelt unterstrichen. Die drei Ausrufezeichen dahinter mit rot nachgezogen. Missverständnisse ausgeschlossen.
Sebastian stand unschlüssig vor der abgetönten Rauchglasscheibe, die nur schemenhaft erkennen ließ, was sich hinter ihr abspielte. Aus dem Keller dröhnten die Bässe herauf. Er legte ein Ohr an die kühle Scheibe, ignorierte den Partylärm von unten und hörte stattdessen die Mädchen im Wohnzimmer auf der anderen Seite aufgekratzt durcheinanderreden. Einmal meinte er ganz deutlich, Sabines Lachen zu hören und ein merkwürdiges warmes und gleichzeitig ziehendes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. Plötzlich war alles still, dann wieder Getuschel, unterdrücktes Gekicher und das typische Ploppen einer Sektflasche, die entkorkt wurde.
Die beknackten Handballer feierten im Keller, die Mädchen wollten nicht gestört sein, und Klaus und Olli hatten sich vor einer halben Stunde mit verschwör