: Madlen Ziege
: Kein Schweigen im Walde Wie Tiere und Pflanzen miteinander kommunizieren
: Piper Verlag
: 9783492994620
: 1
: CHF 13,30
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: Natur: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wie sich Fuchs und Tanne gute Nacht sagen Wussten Sie, dass Fische lügen? Oder dass Fledermäuse Selbstgespräche führen? Erstaunliche Erkenntnisse aus der Wissenschaft zeigen: Tiere und Pflanzen kommunizieren ständig und auf vielfältigste Weise miteinander. Wer meint, dass nur wir Menschen zu Übertreibungen und Unwahrheiten neigen, der irrt. Vögel, Fische oder Schnecken sind weitaus einfallsreicher als wir, wenn es zum Beispiel darum geht, einen Partner zu erobern. Die Verhaltensbiologin Madlen Ziege entführt uns in eine faszinierende Welt und erklärt leicht verständlich, wie ganze Ökosysteme in Kontakt zueinander treten. Dabei zeigt sie, wie uns die Sprache der Natur im Alltag weiterhelfen kann und warum man mit Tomatenpflanzen sprechen sollte.

Dr. Madlen Ziege hat in Potsdam, Berlin und in Australien Biologie studiert. In ihrer Promotion an der Goethe-Universität in Frankfurt untersuchte sie u.a. das Kommunikationsverhalten von Wildkaninchen in der Stadt und auf dem Land. Sie arbeitet als Verhaltensbiologin, ist Vorständin einer Naturschutzstiftung und bringt wöchentlich ihren eigenen Pod- und Videocast Die Sendung mit der Ziege heraus.

1 Das Leben ist auf Sendung


Was sind das nun genau für Informationen, die ein Lebewesen sendet, und gibt es Unterschiede zwischen Einzellern, Pilzen, Pflanzen und Tieren? Um diese Fragen geht es in diesem Kapitel, und ich wette, Sie werden staunen, auf welch vielfältige Art und Weise sich das Leben mitteilt. Beginnen wir bei der Frage nach dem WIE direkt beim OffenSICHTlichen – den optischen Informationen.

Alles so schön bunt hier


Unsere Welt ist voller optischer Daten, und so nutzen auch Lebewesen optische Informationen wie Farben, Formen und Bewegungen für die Kommunikation – angefangen vom Rot-Weiß des Fliegenpilzes über die Form einer Orchideenblüte bis hin zum Balztanz eines Vogels. All diese optischen Informationen können sowohl der Kommunikation zwischen Lebewesen der gleichen Art als auch zwischen Lebewesen unterschiedlicher Art dienen.

Optische Informationen – ein Kommunikationsschnäppchen unter den Signalen


Bleiben Sender und Empfänger in Sichtweite, ist das Senden optischer Informationen ein »Kommunikationsschnäppchen«, denn mit ihnen lassen sich schnell, günstig und unter minimalstem Verlust Informationen austauschen. Farben und Formen sind jedoch als Kommunikationsmittel nicht besonders flexibel einsetzbar. Wir Menschen können unsere Haare färben, uns schminken oder die Kleidung wechseln und auf diese Weise jeden Tag neue optische Informationen versenden. Handelt es sich nicht gerade um ein Chamäleon oder einen Tintenfisch, können das die meisten Lebewesen nicht. Was die Form angeht, stellen »aufblasbare« Körperteile wie zum Beispiel der Kehlkopf des Truthahns eine Ausnahme dar.

Lebewesen wie die Tiere können in ihrer optischen Kommunikation aber trotzdem aus dem Vollen schöpfen, denn sie sind in der Lage, sich zu bewegen. So sind Bewegungen jeglicher Art die »flexiblen« unter den optischen Signalen, denn der Sender kann sie innerhalb kürzester Zeit an eine sich ändernde Kommunikationssituation anpassen. Das ist gerade in einer sich schnell ändernden Umwelt wichtig, beispielsweise wenn ein Lebewesen von vielen anderen Artgenossen umgeben ist und die Art der zu sendenden Informationen an jedes Mitlebewesen individuell anpassen muss. Bewegungen in der Kommunikation umfassen ganze Tänze, die Insekten, Vögel oder Fische aufs Parkett legen. Der zickzackförmige Paarungstanz des männlichen Dreistachligen Stichlings(Gasterosteus aculeatus) ist wohl einer der berühmten tänzerischen Vorführungen im Tierreich. Allerdings hat so viel Körpereinsatz in der Kommunikation auch ihren Preis: Bewegungen brauchen je nach Intensität sehr viel Energie. Es muss jedoch nicht immer gleich eine bühnenreife Tanzdarbietung sein, um Informationen zu übertragen.

So spielt die Mimik bei vielen Tieren inklusive uns Menschen eine wichtige Rolle in der Kommunikation. Da vergeht uns sprichwörtlich »schnell das Lachen«, oder wir machen »gute Miene zum bösen Spiel«. Säugetiere, die mit Artgenossen in einer Gruppe leben, haben ein besonders großes Repertoire an »Gesichtsausdrücken«. So stellt bei Wölfen oder Affen die Mimik ein wichtiges Kommunikationsmittel untereinander dar.

Das Senden optischer Informationen wie Farben, Formen und Bewegungen funktioniert allerdings erst dann, wenn sich Sender und Empfänger gegenseitig sehen können. Je nach Lebensraum und Lebewesen sind die Grenzen des Sichtfeldes schnell erreicht, und somit gehören große Übertragungsweiten nicht gerade zu den Stärken optischer Signale. Ein Baum kann da schnell zum undurchdringbaren Hindernis werden und stört gnadenlos die Informationsübertragung im Wald. Kann ein Vogelweibchen das Männchen nicht sehen, hilft auch sein buntestes Gefieder und wildester Balztanz nicht mehr, denn die Informationen dringen einfach nicht bis zum Empfänger durch.

 

 

Beispiele für unterschiedliche Färbungen und Muster be