Abschied vom Euroland
(Deutschland / Polen / Tschechien / Österreich / Slowakei / Ungarn / Rumänien / Bulgarien)
Es war schon ein eigenartiges Gefühl, kein Schlüsselbund mehr zu haben, Briefe per Codewort aus dem Kasten zu holen und die nächtliche Ruhe vor unliebsamen Zweiund Vierbeinern durch einen geeigneten Lagerplatz und durch Selbstvertrauen zu sichern. Ich war unterwegs, seit zwanzig Tagen. Gesund und munter wie ein Fisch im Wasser – durch das Radeln körperlich und seelisch gestärkt.
Ein Glücksgefühl durchströmte mich, als ich abends in der Sächsischen Schweiz die tschechische Grenze überquerte. Am nächsten Tag radelte ich gleich durch drei Länder: Tschechien –Deutschland – Polen. So klein ist die Welt …
Langsam gewöhnte ich mich an das Reisen. Ich lernte täglich, mit all der Ausrüstung umzugehen, die jetzt doch sehr strapaziert wurde. Am Kocher zum Beispiel wäre ich ein paar Tage zuvor fast verzweifelt. Einen ganzen Abend lang hatte ich ihn auseinander- und wieder zusammengebaut und nicht verstehen können, weshalb sich so eine störrische Gummilippe immer wieder vom Benzinpumpenkolben löste. Es war zum Haareraufen. Letztendlich fand ich heraus, wie sie dazu zu bringen war, in ihrer Position zu bleiben. Es war wohl doch keine fahrlässige Fehlkonstruktion des amerikanischen Herstellers, wie ich vorher in meiner Verzweiflung angenommen hatte.
Als ich, nachdem ich das tschechische Mittelgebirge hinter mir gelassen hatte, in Brunn im Hostel unter der Dusche stand, war ich richtig überrascht, was mir doch für Muskeln an den Beinen gewachsen waren. Die kannte ich sonst nur vom Anatomieunterricht während des Studiums oder von Rembrandts Rötelzeich