: Jens Hübner
: Slow Motion In 730 Tagen um die Welt mit Fahrrad, Zelt und Zeichenblock
: Delius Klasing Verlag
: 9783768883511
: 1
: CHF 14.50
:
: Welt, Arktis, Antarktis
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwei Jahre nimmt Jens Hübner sich Zeit für eine Fahrradreise, die ihn schließlich um die Welt führen wird - durch 42 Länder in fünf Kontinenten. Er ist Anfang 40, hat Design und Kunst studiert und eine Designagentur geführt. Ziel seiner Reise mit dem Fahrrad ist es, 'die Intensität der Langsamkeit' zu erfahren und mit offenen Augen die Welt neu zu entdecken. Etwa 25000 Kilometer legt er dabei zurück, übernachtet meist im Zelt und verarbeitet seine Reiseerlebnisse in Tagebüchern und Zeichnungen. In diesem Buch erzählt er von seiner spannenden Expedition mit dem Rad um die Welt. Seine Fotos, Zeichnungen und Aquarelle ziehen den Leser in ihren Bann. Nach dem Einstieg in Osteuropa, wo Hübner sich an das Fahrradfahren und das Outdoor-Leben gewöhnen kann, führt seine Reise durch die Türkei, Syrien, Israel und Ägypten. Von dort Richtung Süden durchquert er Ostafrika. Unterwegs entstehen Zeichnungen, gern auf Material, das sich am Wegesrand findet, z.B. abgefallene Nummernschilder afrikanischer Trucks. Indien ist die nächste Etappe der Tour; ein Höhepunkt dabei wird die Ausstellung von Hübners Aquarellen. In Australien wechselt er für eine Weile das Fahrzeug und bereist den 'Roten Kontinent' auch per Motorrad. Es folgt eine aufregende Fahrradreise durch Südamerika und die Anden sowie eine Überfahrt durch die Karibik bis nach Panama per Segelyacht. Nordamerika bietet einen Kulturschock für sich, nach dem es dann wieder in Richtung Heimat geht.

Abschied vom Euroland


(Deutschland / Polen / Tschechien / Österreich / Slowakei / Ungarn / Rumänien / Bulgarien)


Es war schon ein eigenartiges Gefühl, kein Schlüsselbund mehr zu haben, Briefe per Codewort aus dem Kasten zu holen und die nächtliche Ruhe vor unliebsamen Zweiund Vierbeinern durch einen geeigneten Lagerplatz und durch Selbstvertrauen zu sichern. Ich war unterwegs, seit zwanzig Tagen. Gesund und munter wie ein Fisch im Wasser – durch das Radeln körperlich und seelisch gestärkt.

Ein Glücksgefühl durchströmte mich, als ich abends in der Sächsischen Schweiz die tschechische Grenze überquerte. Am nächsten Tag radelte ich gleich durch drei Länder: Tschechien –Deutschland – Polen. So klein ist die Welt …

Langsam gewöhnte ich mich an das Reisen. Ich lernte täglich, mit all der Ausrüstung umzugehen, die jetzt doch sehr strapaziert wurde. Am Kocher zum Beispiel wäre ich ein paar Tage zuvor fast verzweifelt. Einen ganzen Abend lang hatte ich ihn auseinander- und wieder zusammengebaut und nicht verstehen können, weshalb sich so eine störrische Gummilippe immer wieder vom Benzinpumpenkolben löste. Es war zum Haareraufen. Letztendlich fand ich heraus, wie sie dazu zu bringen war, in ihrer Position zu bleiben. Es war wohl doch keine fahrlässige Fehlkonstruktion des amerikanischen Herstellers, wie ich vorher in meiner Verzweiflung angenommen hatte.

Als ich, nachdem ich das tschechische Mittelgebirge hinter mir gelassen hatte, in Brunn im Hostel unter der Dusche stand, war ich richtig überrascht, was mir doch für Muskeln an den Beinen gewachsen waren. Die kannte ich sonst nur vom Anatomieunterricht während des Studiums oder von Rembrandts Rötelzeich