1 ~ 1903
Der Zug fuhr im Bahnhof von Monte Carlo ein, und Salena trat auf den Bahnsteig und sah sich interessiert um.
Der Bahnhof sah ganz normal aus und war weder exotisch noch so gefährlich, wie man es ihr erzählt hatte.
Als die Mutter Oberin erfahren hatte, daß sie zu ihrem Vater nach Monte Carlo reisen sollte, hatte sie aus ihrem Entsetzen kein Hehl gemacht.
Sie hatte es so sehr mißbilligt, daß Salena sich darüber wunderte, denn die Mutter Oberin war in der Regel tolerant und großherzig.
Die Schule, die zu einem Kloster gehörte, in das sie vor zwei Jahren geschickt worden war, war nicht ausschließlich katholisch.
Sie nahm Mädchen aller Religionen auf, und Salena wußte, daß es dem Einfluß ihrer Stiefgroßmutter zu verdanken war, daß sie dort aufgenommen wurde.
»Das Kloster St. Marie ist sehr vornehm und nimmt nur eine beschränkte Anzahl von Schülerinnen auf«, hatte die verwitwete Lady Cardenham zu Salena gesagt. »Die Erziehung dort ist ausgezeichnet, und was noch wichtiger ist, du mußt Fremdsprachen lernen.«
Sie hielt inne und sagte dann voller Überzeugung: »Wenn es eines gibt, was heutzutage in der guten Gesellschaft für ein Mädchen wichtig ist, dann muß es fließend Französisch sprechen können, und wenn möglich auch Italienisch und Deutsch.«
Salena glaubte, daß ihre Großmutter auch deshalb das Kloster für sie ausgewählt hatte, weil sie die Art und Weise mißbilligte, in der ihr Vater nach dem Tod ihrer Mutter lebte.
Es war kein Geheimnis, daß Lady Cardenham mit ihrem Schwiegersohn nicht zurechtkam, und daß es eher aus Pflichtgefühl denn aus Zuneigung geschah, wenn sie die Verantwortung für Salenas Erziehung übernahm.
»Es ist das einzige, wofür sie Geld locker macht«, hatte ihr Vater ärgerlich gesagt. »Da dreht sie den Pfennig nicht um, wenn es darum geht, teure Bücher zu kaufen und Extraklassen zu besuchen.«
Vom letzteren hatte es eine ganze Anzahl gegeben, und Salena war verlegen bei dem Gedanken daran gewesen, daß ihre Großmutter am Ende des Schuljahres eine enorm hohe Rechnung erhalten würde.
Aber Lady Cardenham konnte es sich gut leisten, denn sie war eine reiche Frau. Betrüblicherweise war sie vor sechs Monaten gestorben, ehe Salena in die Gesellschaft eingeführt werden konnte.
Die anderen Mitschülerinnen hatten in der Schule ständig darüber gesprochen, was sie tun würden, sobald sie erwachsen waren, über die Bälle, die für sie gegeben werden würden und die gesellschaftlichen Anlässe, an