2. Genese und Phänomenologie des Ressentiments
2.1 Französische Wortgeschichte
Da es unmöglich ist, den aus dem Französischen stammenden BegriffRessentiment ins Deutsche zu übersetzen, wird er in seiner Ursprungsform verwendet. Er leitet sich von dem Verbressentir ab und trägt die Bedeutung eines „nachhaltigen und so auch nachwirkenden Empfindens“.1
Dem SubstantivRessentiment, das seit dem 16. Jahrhundert in der französischen Literatur nachgewiesen werden kann, kam längere Zeit eine inhaltlich neutrale Bedeutung zu. Molière verwendete den Begriff später sowohl mit der positiven Konnotation einer „dankbaren Zuneigung“,2 als auch mit der negativen Bedeutung einer „Empfindung des Beleidigten, der auf Rache sinnt“.3 Bei Michel de Montaigne überwog dann der eindeutige Negativakzent des Wortes, bei dem sich das nachhaltige und schmerzhafte Kränkungserleben mit einem Rachegedanken verbindet, der aufgrund von „Feigheit“4<