: Patricia Küll, Jörg B. Kühnapfel
: Kopf zerbrechen oder dem Herzen folgen? Wie Sie gute Entscheidungen treffen - am Beispiel von 10 wichtigen Lebenssituationen
: Gabal Verlag
: 9783956239106
: Dein Leben
: 1
: CHF 15.20
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: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 216
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jeden Tag treffen wir tausende Entscheidungen. Meistens ohne lang darüber nachzudenken. Häufig entscheiden wir einfach 'wie immer': nach Gefühl oder mit dem Verstand, ohne uns dessen bewusst zu sein. Doch manche Entscheidungen sind so wichtig, dass sie uns länger beschäftigen. Tage- und nächtelang grübeln wir und kommen doch zu keiner befriedigenden Lösung. Denn oft sagt der Kopf das eine und das Herz rät uns das andere. Aber wer von beiden ist der bessere Ratgeber? Und wann hören wir lieber auf unser Herz als auf unseren Verstand - und umgekehrt? Wäre es nicht toll, wenn es so etwas wie ein Rezeptbuch für Entscheidungen gäbe? In dem zwar nicht die eine richtige Lösung für jedes Problem steht, aber viele einfach nachvollziehbare Wege beschrieben sind, wie man zu Lösungen kommt? Die gute Nachricht lautet: Das gibt es! Patricia Küll und Jörg Kühnapfel stellen am Beispiel der zehn wichtigsten Entscheidungen des Lebens praxiserprobte Tools vor, wie Kopf- und Bauchmenschen und diejenigen, die flexibel mal so und mal so entscheiden, zu ihren individuell richtigen Lösungen finden. Ob Kosten-Nutzen-Rechnung oder IKIGAI, ob Zeitreise oder Nutzwertanalyse - die Autoren präsentieren in ihrem Buch am Beispiel der zehn wichtigsten Lebensfragen jeweils aus der Kopf- und Herzperspektive ein Potpourri an konkreten Methoden, die Sie auf alle wichtigen Entscheidungssituationen anwenden können. So treffen Sie selbstbestimmt gute Entscheidungen, mit denen Sie langfristig glücklich und zufrieden leben werden.

Patricia Küll, M. A., ist Moderatorin, Fernsehredakteurin, Buchautorin und diplomierte systemische Coach. Ihr Wirken zielt darauf ab, allen Menschen den Weg zu einem gelingenden Leben zu zeigen. Daher stehen in ihren Büchern, Vorträgen und Seminaren die Themen Selbstreflexion, Selbstwirksamkeit und Selbstliebe im Mittelpunkt. Getreu ihrem Motto: Selbst.Bewusst.Leben.

Was ist ein »Herz-Mensch«?

Um es an dieser Stelle gleich vorwegzunehmen: Herz, Bauch, Gefühle, Intuition – das ist für mich nicht dasselbe, aber doch das Gleiche. Es ist alles das, was nicht aus dem Kopf kommt. Ob es aus den Gefühlen, dem Bauch, dem Herzen oder dem kleinen Finger kommt (ja, auch dort können wir manchmal spüren, ob der Weg, den wir einschlagen wollen, der richtige ist), macht für mich keinen Unterschied.

Was ist ein »Kopf-Mensch« und was ein »Herz-« bzw. »Bauch-Mensch«? Und was sind Sie? Ich selbst war lange ein sogenannter »Kopf-Mensch«, habe Entscheidungen danach getroffen, ob sie gut für den Lebenslauf sind, ob ich damit andere beeindrucken oder ihre Erwartungen erfüllen kann, ob ich damit Geld verdienen kann. Die Frage, ob mich die Entscheidung glücklich macht, stellte ich mir lange nicht. Das kann man so machen, keine Frage, aber wirklich zufrieden wurde ich in meinem Leben erst, als ich gelernt hatte, auf meinen Bauch zu hören. Mein Coach-Ausbilder Dr. Klaus Biedermann sagte einmal während der Ausbildung: »Der Kopf ist ein guter Ratgeber, wenn es darum geht, Rechnungen zu bezahlen. Ansonsten hört ihr besser auf euren Bauch.« Denn unserem Bauch geht es nicht ums Geldverdienen oder um Prestige, ihm geht es darum, dass sich eine Entscheidung gut anfühlt. Denn wenn sie das tut, dann wird uns das Ergebnis auch zufrieden machen.

Gerade haben mein Kopf und mein Bauch wieder ein kleines Geplänkel geführt. Ich habe seit einigen Jahren einen Lehrauftrag an der Hochschule in Koblenz. Das bringt nicht viel Geld, aber Renommee und Freude. Ich darf den Studierenden zeigen, wie man Texte schreibt, die zum Vortragen gedacht sind, und wie man diese dann präsentiert. Das hat mir lange wahnsinnig viel Spaß gemacht. Nun merke ich in diesem Semester, dass mir die Fahrt von Mainz nach Koblenz lästig wird und insgesamt meine Freude auf der Strecke bleibt. Das passiert mir manchmal, wenn etwas keine Herausforderung mehr ist, sondern zur Routine wird. Also sagte mein Bauch: »Dann lass es bleiben und such dir eine andere Herausforderung.« Mein Kopf hielt sofort dagegen mit den Argumenten, dass ein Lehrauftrag schon etwas Besonderes sei, dass es genügend Menschen in meinem Umfeld gäbe, die gern einen hätten, und schließlich bringe ein Lehrauftrag auch ausreichend Anerkennung mit sich. Früher hätte ich mich den Kopfargumenten ganz bestimmt gebeugt und mit wenig Freude weitergemacht. Heute verstehe ich es besser, mich selbst glücklich zu machen. Nach zwei Tagen, an denen ich mit lieben Menschen und vor allem mit mir selbst darüber diskutiert hatte, kündigte ich den Job. Und es fühlte sich so erleichternd an. Klar, die Argumente meines Kopfes stimmen alle, aber das Bauchargument, dass ich ohne diesen Lehrauftrag zufriedener bin, wiegt viel schwerer.

Ich bin also ein überzeugter »Aus dem Bauch«-Entscheider – in beruflichen Dingen, in Liebesangelegenheiten und zum Teil sogar bei finanziellen Fragen. Ich wünschte, ich hätte in finanziellen Dingen auch schon früher auf meinen Bauch gehört, dann hätte ich mir den Kauf der T-Aktie nämlich erspart. In dem Moment, in dem ich den Kaufvertrag bei meiner Bank unterschrieb, zogen in meinem Bauch dicke Gewitterwolken auf und es gab ein Donnerwetter, das man nicht überhören konnte. Ich hörte und fühlte es auch, aber ich war damals noch ein Kopf-Mensch – und unterschrieb. Das hat mich eine Stange Geld gekostet. Prof. Kühnapfel wird an dieser Stelle vermutlich verzweifelt den Kopf schütteln, denn er als Kopf-Mensch und Wirtschaftswissenschaftler wird vermutlich nie, wirklich niemals finanzielle Angelegenheiten aus dem Bauch heraus entscheiden. Damit ist er in guter Gesellschaft. Bei einer repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg im Auftrag der »Apotheken Umschau« (zitiert im Focus 47/2018, S. 86) gaben 81 % der Befragten an, sich bei wirklich wichtigen Entscheidungen bewusst auf den Verstand zu verlassen und nicht aus dem Bauch heraus zu entscheiden. »Nur« in Liebesdingen oder bei der Partnerwahl treffen 87 % derselben Befragten ihre Entscheidungen aus dem Bauch heraus.

Die Intuition – jeder hat sie,

nur wenige erkennen sie

Ein Großteil der Menschen glaubt also, weitgehend rationale Entscheidungen zu treffen. Ich schreibe bewusst »glauben«, denn in Wirklichkeit ist es nicht ganz so. Dazu gleich mehr. Aber vor diesem Hintergrund haben es überzeugte »Bauch-Entscheider« schwer in dieser von Vernunft bestimmten Welt. Man wi