„Wer ist denn der Typ, der gerade hereingekommen ist?“, erkundigte sich Tatjana Forlani bei ihrer Freundin Britta Krone. „Den habe ich ja noch nie gesehen.“
„Der Typ“ war ein breitschultriger Blonder, mittelgroß, mit einem Kinn, das auf Eigensinn schließen ließ, und sehr blauen Augen. Sein Blick wanderte suchend durch den Raum, in dem sich mindestens dreißig Leute drängelten. Er hatte eine markante Nase, einen festen Mund – und ein auffallend strahlendes Lächeln, als er das Geburtstagskind endlich entdeckte.
„Ich stelle ihn dir gleich vor, wenn er es schaffen sollte, sich zu uns durchzukämpfen. Aber verlieb dich nicht in ihn, das ist für längere Zeit sein letzter Abend in Deutschland. Ich feiere Geburtstag, er seinen Abschied.“
Tatjana kam nicht mehr dazu, sich zu erkundigen, um welche Art von Abschied es sich handelte, denn der Blonde stand schon vor ihnen. Er umarmte Britta liebevoll, gratulierte ihr zum Geburtstag und überreichte ihr ein kleines Päckchen.
„Damit du mich nicht vergisst“, sagte er mit vergnügtem Grinsen.
Lief da was zwischen den beiden? Tatjana kam sich überflüssig vor, zugleich ärgerte sie sich, dass Britta ihr bis jetzt nichts von diesem Mann erzählt hatte. Aber bevor sie sich entschließen konnte, Britta und ihn allein zu lassen, sagte ihre Freundin auch schon:
„Tatjana, darf ich dir Niko Steinfeld vorstellen? Er ist Arzt und geht morgen für ein Jahr nach Afrika, genauer gesagt nach Angola. Niko, Tatjana ist meine beste Freundin.“
Die blauen Augen wandten sich von Britta ab und Tatjana zu. Einen wahnsinnigen Blick hatte der Mann!
„Wieso hast du mir diese Freundin bisher vorenthalten?“, erkundigte sich Niko bei Britta.
„Ich wollte auch gerade fragen, wieso ich noch nie von einem Freund namens Niko gehört habe“, sagte Tatjana.
Britta und Niko lachten, und Tatjana fing schon wieder an, sich zu ärgern, weil sie sich ausgeschlossen fühlte. Was war so komisch gewesen an ihrer Bemerkung?
„Wir kennen uns erst seit ein paar Tagen“, gestand Britta. „Wir sind uns zufällig bei Daniel begegnet, und Niko hat spontan beschlossen, dass meine Geburtstagsparty sein Abschiedsfest wird.“
„Britta!“, rief jemand. „Wir brauchen Getränkenachschub, der Kühlschrank ist leer.“
„Entschuldigt mich, die Getränke liegen in der Badewanne auf Eis, aber das hat sich offenbar noch nicht herumgesprochen.“ Britta verschwand.
Tatjana begegnete dem Blick aus den blauen Augen und stellte fest, dass ihr heiß wurde. Rasch sah sie wieder weg. Sie würde sich von Niko Steinfeld nicht aus dem Konzept bringen lassen.
„Tanzen wir?“, fragte er.
„Gern“, sagte sie, obwohl sie wusste, dass es ein Fehler war.
Es war in der Tat ein Fehler, jedenfalls wenn sie Brittas Warnung ernst nehmen wollte, und das hatte sie eigentlich vorgehabt. Das Nebenzimmer war leer geräumt worden, dam