: Ahmed Saadawi
: Frankenstein in Bagdad
: Assoziation A
: 9783862416295
: 1
: CHF 15.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 296
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Saadawis moderne Adaption des Frankenstein-Stoffes ist eine surrealistisch anmutende Satire über die zerstörerische Gewalteskalation in Bagdad, zu der Saddam Husseins Diktatur, Irakkrieg, US-Intervention und der Bürgerkrieg zwischen den Milizen geführt haben. Der Roman wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und u.a. mit dem renommierten International Prize for Arabic Fiction ausgezeichnet und auf der Shortlist des Man Booker International Prize geführt.

Ahmed Saadawi wurde 1973 in Bagdad geboren, wo er auch heute als Schriftsteller, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer lebt. Er hat bislang drei Romane veröffentlicht und war einige Jahre als BBC-Korrespondent tätig. Für 'Frankenstein in Bagdad' wurde Saadawi als erster irakischer Autor mit dem renommierten International Prize for Arabic Fiction ausgezeichnet.

Erstes Kapitel


Die Verrückte


I.


Die Bombe detonierte gleich nach Abfahrt des Busses, in dem die alte Elischwa, genannt Umm Daniel, oder Daniels Mutter, saß. Alle Fahrgäste drehten sich um und starrten entsetzt auf die gewaltige, pechschwarze Rauchwolke, die vom Parkplatz am Rand des Tajaran-Platzes mitten in Bagdad aufstieg. Junge Männer rannten zur Unglücksstelle, mehrere Autos prallten aufeinander und stießen an den Bordstein der Verkehrsinsel. Die Fahrer, erschrocken und verwirrt, fanden sich in einer Kakophonie aus Gehupe, Geschrei und Hilferufen wieder.

Später erzählten die Frauen in Gasse Nr. 7, ihre Nachbarin Elischwa sei wie jeden Sonntagmorgen zum Gottesdienst in die Kirche des Heiligen Odischo in der Nähe der Technischen Universität aufgebrochen, und deshalb hätte sich die Detonation ereignet. Viele glaubten, diese Frau verfüge über eine besondere, segensreiche Kraft, die alles Unheil von ihnen abwende, solange sie sich in ihrer Nähe befände.

Elischwa saß im Bus, völlig in sich versunken, wie taub, ja, wie nicht existent, als habe sie die schreckliche Detonation nicht gehört, die sich keine zweihundert Meter hinter ihr ereignet hatte. Eingeigelt hockte sie auf ihrem Platz am Fenster, schaute hinaus, ohne etwas zu sehen, und sinnierte über den bitteren Geschmack in ihrem Mund und die düstere Stimmung, die seit Tagen wie ein schwerer Klotz auf ihrer Brust lastete.

Die Eucharistie am Ende